Dem SPD-Fraktionsvize Martin Rivoir ist es gelungen, Bewegung in die Debatte um den Flughafenbahnhof zu bringen. Dafür heimst der Oppositionspolitiker viel Lob ein – in erster Linie natürlich aus den eigenen Reihen.

Ulm/Stuttgart - Schampus ist zwar nicht geflossen, aber anerkennende Worte hat Martin Rivoir von seinen Fraktionskollegen sehr wohl eingeheimst. Schließlich kommt es nicht alle Tage vor, dass ein Oppositionsabgeordneter so viele Schlagzeilen erhält wie der SPD-Mann mit seinem Antrag zum Thema Flughafenbahnhof. Dass die Bahn von der versprochenen Verkehrsdrehscheibe auf den Fildern lediglich drei Schnellzüge in Richtung Ulm fahren lassen will und damit ein zentrales Argument für das Gesamtprojekt S-21 einsammelt, hat selbst glühende Anhänger des Projekts überrascht. Rivoir legte denn auch tags darauf gleich nach und wollte wissen, warum der Landesverkehrsminister mit diesen Infos nicht schon früher herausrückte.

 

Wie er auf das Thema kam? „Ich hatte in der Diskussion über Änderungspläne zum Flughafenbahnhof gehört, dass es fahrplantechnische Schwierigkeiten gibt“, sagt der SPD-Fraktionsvize. Diese werden zwar mittlerweile von der Bahn relativiert, aber in die Angelegenheit ist Bewegung gekommen: „Somit hat der Antrag seinen Zweck erfüllt“, sagt Rivoir zufrieden, der sich dabei natürlich auch als Sachwalter von Ulmer Interessen sieht.

Außerdem im Video: Wie ist die Planung von Stuttgart 21 bislang verlaufen? Warum ist das Projekt so umstritten? Sehen Sie die zehn wichtigsten Fakten im Video:

Dämpfer bei der OB-Wahl

Der 57-Jährige freut sich umso mehr über die Aufmerksamkeit, als er bei seinen Karriereplänen vor gut zwei Jahren einen schweren Dämpfer einstecken musste. Bei der OB-Wahl in seiner Heimatstadt Ulm erhielt er lediglich 29,9 Prozent der Stimmen und sah seinen Herausforderer Gunter Czisch gleich im ersten Wahlgang an sich vorbei ziehen. Für den langjährigen SPD-Fraktionschef im Gemeinderat, der bei Kommunalwahlen stets mit Bestwerten abschnitt, war dies ein Tiefschlag.

Doch der studierte Elektroingenieur, der vor seinem politischen Leben als Entwicklungsingenieur bei AEG MIS gearbeitet hatte, leidet gewiss nicht an mangelndem Selbstbewusstsein – manche halten ihn sogar für etwas arrogant. Als Fraktionssprecher für Kultur- und Verkehrspolitik gibt er jedenfalls mit geschliffenen Beiträgen stets ein gutes Bild ab. Und er scheut dabei auch keine Konflikte, wie er 2011 mit einer Anfrage zu möglichen finanziellen Verflechtungen zwischen BUND und Parkschützern – beides Gegner von S 21 – gezeigt hat. Als Folge stand kurzzeitig die Aberkennung der Gemeinnützigkeit für die Umweltschützer im Raum, was Rivoir erhebliche innerparteiliche Kritik eintrug.

Auch aktuell könnten jene Genossen grummeln, denen Stuttgart 21 am Herzen liegt – liefert Rivoir mit seiner Anfrage den Gegnern des Projekts doch weitere Munition. „Aber die Fahrpläne der Bahn haben mit Stuttgart 21 doch überhaupt nichts zu tun“, sagt der Fraktionsvize. Rivoir steht weiterhin hinter dem Gesamtprojekt – auch weil er sich für seine Heimatstadt davon erhebliche Vorteile verspricht.