Bei der Erörterung der diversen Streckenvarianten auf den Fildern bleiben die Sutttgart-21-Projektplaner erneut Antworten schuldig. Just um die Frage, wie sich der Schienenverkehr am sinnvollsten verbessern lässt, ging es am Mittwoch bei der Erörterung.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Stuttgart - Eindrücklicher als am Mittwoch hätte sich kaum zeigen lassen, dass es im aktuellen Schienennetz der Region Stuttgart enormen Nachholbedarf gibt. Der Erörterungstermin zur Fildertrasse von Stuttgart 21 konnte erst mit mehr als einer halben Stunde Verspätung beginnen, weil die mit der S-Bahn angereisten Teilnehmer in der Messehalle um 9 Uhr noch nicht auf ihren Plätzen waren.

 

Nicht zum ersten Mal bremste die mangelnde Pünktlichkeit des Nahverkehrs die Diskussion über die Zukunft aus – sinnigerweise nicht wegen der von DB-Fahrplanchef Christian Becker selbst als Problempunkt genannten Strecke vom Hauptbahnhof nach Cannstatt, sondern durch ein defektes Signal in Stuttgart-Rohr.

Just um die Frage, wie sich der Schienenverkehr am sinnvollsten verbessern lässt, ging es am Mittwoch bei der Erörterung. Die Bahn hält trotz aller Probleme mit dem Lärmschutz, den ungelösten Fragen bei der Brandsicherheit und der von Verkehrswissenschaftlern angezweifelten Leistungsfähigkeit an der Anbindung der Gäubahn an den Flughafen fest. Begründet wurde die favorisierte Trasse auch am Mittwoch mit dem Ziel, die aus Zürich und Singen anreisenden Fahrgäste ohne einen Umsteigehalt am Bahnhof in Vaihingen zum Airport zu bringen.

Vorwurf an die Bahn: keinerlei Prognosen

Zudem verwies der Bahn-Rechtsanwalt Josef-Walter Kirchberg auf bestehende Finanzierungsverträge unter den Projektpartnern, die einen direkten Gäubahn-Anschluss vorsehen würden. Die Behauptung des Juristen, dass auch das Landesmessegesetz diese Variante fordern würde, wies Steffen Siegel von der Schutzgemeinschaft Filder vehement zurück – indem er den entsprechenden Passus zitierte. Vorwerfen lassen musste sich die Bahn erneut, keinerlei Prognosen für die Fahrgastzahlen vorgelegt zu haben, die durch den Flughafenanschluss der Gäubahn zu erwarten seien. Auch die Frage, welche Kosten eine bauliche Ertüchtigung des aus dem Jahr 1875 stammenden Kriegsbergtunnels auf der Panoramastrecke verursachen würde, ließen die Projektplaner offen. „Wir haben das nicht untersucht, weil die Variante nicht unseren Zielvorgaben entsprochen hat“, räumte Bahn-Experte Florian Bitzer ein.

Der 579 Meter lange Kriegsbergtunnel hat den Mangel, dass die beiden Gleise nur einen Abstand von 3,65 Meter haben. Ein Verzicht auf die Rohrer Kurve und die vom Land favorisierte Führung der Gäubahn auf der Panoramastrecke in den Talkessel ist aus Sicht der Bahn deshalb schwierig. Schultern müsste eine Modernisierungübrigens die Stadt Stuttgart: Das Rathaus übernahm die Trasse für 14 Millionen Euro.

Auch der Bundestagsabgeordnete Gastel ärgert sich

Zu Wort meldete sich am Mittwoch der Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel: „Es ärgert mich gewaltig, dass wir für die Verlängerung der S 2 nach Neuhausen detailliert nachweisen müssen, wie viele Fahrgäste die Trasse nutzen werden – und die Bahn keine Passagierströme beziffert“, betonte der Grünen-Politiker. Vorgestellt wurde bei der Erörterung der von der Stadt Leinfelden-Echterdingen bevorzugte Fernbahnhof unter der Flughafenstraße, den die Bahn allerdings nicht nur wegen der Kosten, sondern auch wegen der um 1,2 Kilometer längeren Strecke und baulichen Problemen ablehnt. Auch der Brandschutz ist aus Sicht der Bahn nicht einfacher als bei der eigenen Variante: „Ob 18 oder 27 Meter in der Tiefe macht keinen Unterschied“, erklärte Klaus-Jürgen Bieger.

Peter Distel von der Schutzgemeinschaft Filder brachte den Fernbahnhof an der Neubaustrecke ins Gespräch. Den auch vom Filderstädter SPD-Fraktionschef Walter Bauer geforderten Halt unter der Flughafenstraße lehnt die Bürgerinitiative ab. Filderstadts Baubürgermeister Reinhard Molt betonte, dass der Stadt ein „ verdichteter und verlässlicher S-Bahn-Takt“ vertraglich zugesichert sei. „Ein Nadelöhr am Terminal-Bahnhof lassen wir uns nicht bieten, sonst werden Verspätungen zur Regel.“