Die Projektpartner von Stuttgart 21 suchen hinter den Kulissen nach einer besseren Lösung für die Flughafenanbindung. Diese Sachdebatte wird begleitet von Streit zwischen grün-roten Koalitionären.

Stuttgart - Die Ankündigung von Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), mit den Projektpartnern von Stuttgart 21 über eine bessere Lösung für den Filderbahnhof zu sprechen, hat die Debatte über die Anbindung des Flughafens an den Tiefbahnhof im Stuttgarter Kessel neu aufflammen lassen. Offen zu Tage treten jedoch unterschiedliche Auffassungen der Regierungsfraktionen im Landtag. Claus Schmiedel, Chef der SPD-Fraktion, zeigt sich erfreut, „dass sich in der Frage einer besseren Lösung ein Durchbruch abzeichnet“. Vier Varianten seien nun wieder im Spiel, darunter auch der Filderbahnhof Plus, den die Genossen „im Vergleich mit der Antragstrasse schon immer für die verkehrlich bessere, kundenfreundlichere und aus einem Bürgerdialog hervorgegangene Lösung angesehen und dafür auch die Bereitschaft signalisiert haben, eine Mitfinanzierung durch das Land mitzutragen“.

 

Schmiedel ruft die grünen zu mehr Einheitlichkeit auf

Dem grünen Koalitionspartner empfiehlt Schmiedel, eine einheitliche Meinung in Sachen Flughafenanbindung einzunehmen. Es sei nicht glaubwürdig, wenn sich die Grünen im Land für eine Gäubahnführung via Airport aussprechen würden, während die Partei im Bund einen anderen Kurs steuere. Schmiedel spielt damit auf einen Antrag der Grünen und der Linken im Bund an, der unter anderem einen Verzicht auf die Gäubahnanbindung enthält.

Die Grünen ihrerseits verweisen auf den Kostendeckel, der unverändert gelte. Die Bahn sei „durch eine jahrzehntelange schlechte Planung“ für die „aktuelle Misere“ verantwortlich, sagt der stellvertretende Fraktionschef der Grünen-Landtagsfraktion, Andreas Schwarz. Dennoch unterstütze die Partei ihren Minister „bei seinem Vorstoß, mit der Bahn und weiteren Partnern Gespräche zu führen“. Oberste Priorität müssten ein guter Nahverkehr und ein stabiles S-Bahn-Netz genießen.

Beratungen auf Arbeitsebene

Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung diskutieren die Fachleute der S-21-Projektpartner tatsächlich auf Arbeitsebene über verschiedene Anbindungsvarianten für den Flughafen. Allein schon den Umstand, dass Vertreter der Bahn, des Landes, der Stadt, der Region und des Flughafens sich konstruktiv um eine Lösung bemühen, werten die Beteiligten als Fortschritt. „Alle wollen, dass sich etwas bewegt“, heißt es aus Teilnehmerkreisen. Und: „Es sieht so aus, dass jetzt niemand mehr ein Interesse daran hat, für viel Geld eine schlechte Lösung zu bauen.“

Wie die Strecke zwischen der Rohrer Kurve und dem Anschluss an die Neubaustrecke nach Ulm – inklusive des Flughafenbahnhofs – konkret aussehen könnte, ist aber noch unklar. „Es geht vor allem darum, S-Bahn und Regional- beziehungsweise Fernverkehr zu entflechten“, heißt es hinter den Kulissen. Die Lösung, über die jetzt diskutiert wird, sei wohl besser als die bisherige Antragstrasse der Bahn, aber schlechter als der Filderbahnhof Plus, den nicht nur der SPD-Fraktionschef Schmiedel favorisiert. Er wird auch von CDU, FDP und der Region bevorzugt. Das Problem: diese Variante wäre deutlich teurer als die bisher von der Bahn vorgesehene. Nach Schätzungen aus dem Jahr 2013 könnten die Mehrkosten 220 Millionen Euro betragen; eine seriöse, neuere Berechnung existiert nicht. Zudem zöge eine grundlegend andere Trasse ein komplett neues Genehmigungsverfahren nach sich. Die Folge: weitere zeitliche Verzögerungen, die wiederum gepaart wären mit Mehrkosten in undefinierbarer Höhe.

Günstigere Variante vom Flughafen vorgeschlagen?

Vor diesem Hintergrund warnen die Beteiligten davor, „jetzt an die Zerschlagung des gordischen Knotens zu glauben“. Andreas Schwarz deutet jedoch an, dass die Experten sogar über „eine bessere und dazu kostengünstigere Lösung“ diskutieren könnten, die offenbar vom Flughafen auf den Tisch gelegt wurde. Wenn sich die Bahn auf eine Debatte darüber einlasse, „tut sie einen großen Schritt, um den massiven Bedenken der Verkehrsexperten und der Bürger auf den Fildern Rechnung zu tragen“, so Schwarz. Die S-21-Bauherrin sei jetzt gefordert, diese Lösung „aus verkehrlicher Sicht zu bewerten“.

Von der Flughafen-Gesellschaft ist dazu kein Kommentar zu erhalten. Nur soviel sagt der Sprecher: „Wir sind sehr dankbar, dass es wieder konstruktive Gespräche gibt.“ Und wenn diese zu einem Resultat führten, „wird Minister Hermann die Öffentlichkeit informieren“.