Das Forum Rosenstein hat sich zu seiner ersten Arbeitssitzung getroffen. Es begleitet die Bürgerbeteiligung zur Entwicklung der Fläche hinter dem Bahnhof. Dabei kam die Frage auf, ob man nicht vielleicht die Gleise erhalten soll.

Stuttgart - Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) hat am Montagabend bei der ersten öffentlichen Arbeitssitzung des Forums Rosenstein mit Vertretern von 50 Interessensgruppen das Bürgerbeteiligungsverfahren für das Quartier hinter dem Hauptbahnhof eröffnet. Er betrachtet die Möglichkeit, die womöglich von 2025 an frei werdenden 85 Hektar umzugestalten und sinnvoll zu nutzen als „einmalige Chance“. Die Bürger sollten Mut zu Visionen haben. Kuhn wies darauf hin, dass es sich um eine „informelle“ Bürgerbeteiligung handele. Am Schluss entscheide der Gemeinderat, ob er die Arbeit der Interessierten berücksichtigen wolle – falls nein, müsse er das begründen. Dieser Veranstaltung des Forums schließen sich weitere an, außerdem werden bis Ende des Jahres drei Sitzungen stattfinden, in denen alle Bürger aufgefordert sind, ihre Ideen für den neuen Stadtteil einzubringen, der sich von der Fläche mit Sillenbuch oder Botnang vergleichen lässt.

 

Am Montag haben rund 60 Teilnehmer unter der Leitung eines Berliner Moderatorenteams Vorschläge erarbeitet, die geeignet sein sollen, den Prozess qualitativ voranzubringen und bekannt zu machen. In der Beteiligung zwei Stunden über weitere Beteiligungsformen zu diskutieren, stieß intern auch auf Kritik. Es wurde auch die Frage aufgeworfen, wer das wann vom Kopf auf die Füße stellen solle. Die auf bunten Kartons verewigten Vorschläge reichten vom anspruchsvollen internationalen Kongress (Architektenkammer) über Vor-Ort-Veranstaltungen (Wanderungen, Ausblicke vom Dach der Bibliothek), die Betreuung besorgter Nordbahnhof-Bewohner (Vertreter des Hauses 49) bis hin zu Youtube-Auftritten und Bastelabenden (Grünen-Fraktionschefin Anna Deparnay-Grunenberg).

7000 Wohnungen geplant

Martin Körner hat genau hingehört, als Fritz Kuhn über diverse planerische Vorgaben sprach. Der SPD-Fraktionschef begrüßt, dass der OB auf dem Gelände 7000 Wohnungen für nötig erachte. Er hätte es aber für sinnvoller gehalten, die Politik hätte das Spielfeld, auf dem sich nun die Bürger tummeln, bereits im Vorfeld eingrenzt. Die Genossen möchten auch gesichert haben, dass die Grundstücke nicht meistbietend veräußert, sondern in großen Teilen in Erbpacht vergeben werden.

Kuhn wünscht sich wiederum, dass „ökologisch optimal“ gebaut werde, dass dort nicht nur Reiche leben, das Quartier nahezu autofrei würde und Teil einer Internationalen Bauausstellung (IBA) werden solle. Später betonte Kuhn dann aber, er sei gegen eine Verabsolutierung von Themen.

Planen mit Bahn-Denkmälern

Zu diesem Zeitpunkt war den Forumsmitgliedern längst klar, dass sie keine Freifläche bestücken dürfen. Stadtplanerin Carolin zur Brügge riet zwar, „von einer großen Offenheit auszugehen“, rammte dann aber mit den Wagenhallen, dem Zeichen der Erinnerung, dem alten Lokschuppen und dem mächtigen Überwerfungsbauwerk teils unter Denkmalschutz stehende Pflöcke ein, um die unter Umständen herum geplant werden müsste. Ihr Vorgänger im Amt, Uwe Stuckenbrock, machte dann das S-21-Fass auf und gab als Mitglied des Verschönerungsvereins zu bedenken, dass womöglich vier Gleise erhalten werden müssten, wenn die Netz AG erfolgreich den Erhalt einklagen würde. Der Erhalt der Gäubahn stünde auch zur Debatte. Also zwei Beteiligungen – eine mit und eine ohne Gleise – das kommt für zur Brügge nicht in Frage: „Alles kommt weg, das ist die Grundlage.“ Damit meint sie auch das Paketpostamt an der Ecke Schlossgarten/Rosensteinpark, das der Stadt noch gar nicht gehört. Zu viele Bürgermeinungen darüber hält OB Kuhn für schädlich: „Je mehr wir darüber reden, desto teurer wird es.“