Seit mehr als einem Jahr ist Peter Maile für die katholische Kirche als Seelsorger auf den Stuttgart-21-Baustellen unterwegs. Er hat ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Beschäftigten, von denen viele unter der Trennung von ihren Familien leiden.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Mit offenen Armen ist Peter Maile nicht empfangen worden, als er seine erste Runde auf den Stuttgart-21-Baustellen gemacht hat. Eher skeptisch sind die Bauarbeiter dem Diakon begegnet. Sie wussten nicht so recht etwas anzufangen mit einem Betriebsseelsorger, weil sie diese Institution aus der Heimat nicht kannten oder weil sie der Kirche reserviert gegenüberstehen, manche hielten ihn für einen linken Projektgegner. Doch das war im September 2012. Heute wird der Stuttgart-21-Seelsorger mit „Hallo Peter“ begrüßt, wenn er vorbeischaut und nachfragt, was er „für die Kollegen“ tun kann.

 

„Den Familien wird viel zugemutet“

„Kunterbunt und jeden Tag anders“ sei seine Arbeit, sagt Peter Maile. Zuständig ist der Betriebsseelsorger für die Baustellen im Stuttgarter Talkessel und auch für jene der ICE-Strecke nach Ulm bis zum Steinbühltunnel auf der Alb. Dort trifft er auf Menschen, für die es nicht immer einfach ist, lange von ihren Familien getrennt zu sein. „Da wird den Familien und den Ehen viel zugemutet“, erzählt Maile. Inzwischen ist der Diakon ein gefragter Gesprächspartner. Mal schüttet ihm einer der Bauleute sein Herz aus, weil er mit der Scheidung nicht klar kommt, mal begleitet er jemanden, der einen Angehörigen verloren hat. Und oftmals, wenn die Beschäftigten nach zehn Stunden Arbeit geschafft in ihre Unterkunft kommen, hört er einfach zu und spricht mit ihnen darüber, was sie erlebt haben. Das kann in dem gleichförmigen Alltag einer abseits gelegenen Unterkunft wie der am Steinbühltunnel zwischen Merklingen und Hohenstadt eine willkommene Abwechslung.