Die Baumarbeiten für den Tiefbahnhof sind seit Samstagmorgen beendet. Am Südflügel hinkt die Bahn dem Zeitplan allerdings hinterher.
Stuttgart - Nur ein paar Buchen und Ahornbäume stehen noch in jenem Bereich des Mittleren Schlossgartens, der als Baufeld für den neuen Tiefbahnhof von Stuttgart 21 ausgewiesen ist und bis vor Kurzem noch von Projektgegnern besetzt war. Aber auch diese verbliebenen Bäume sollen im Laufe des heutigen Tages ausgegraben und an einen anderen Standort im Stadtgebiet versetzt werden – womit die heiß diskutierten Baumarbeiten trotz der Verzögerungen im Vorfeld einige Tage früher als geplant beendet wären.
Update 12.40 Uhr: Die Baumversetzungen für den Bau sind abgeschlossen. Seit Samstagmorgen seien alle 68 Bäume auf ihren neuen Standorten, erklärte die Deutsche Bahn. Als letzte sei eine Kastanie in den Mittleren Schlossgarten verpflanzt worden.
Den Erfolgsgaranten für den schnellen Abschluss der Arbeiten und deren reibungslosen Verlauf sieht die Bahn vor allem in der Zusammenarbeit sämtlicher Projektpartner an dem Vorhaben, wie der Bahnsprecher Wolfgang Dietrich am Freitag erklärte. „Die Arbeiten im Schlossgarten sind seit der Volksabstimmung der erste Baueinsatz für Stuttgart 21, an dem alle Projektpartner zusammengearbeitet haben“, so Dietrich. Ohne diese gute Zusammenarbeit zwischen Bahn, der Landeshauptstadt, Umweltministerium, Finanzministerium und auch der Landesregierung wäre dieser Einsatz, der von allen Beteiligten auch mit der Sorge vor möglichen Eskalationen vorbereitet worden sei, nicht so erfolgreich verlaufen.
116 statt 108 Bäumen gefällt
Insgesamt 176 Schlossgartenbäume hatten den Arbeiten am neuen Tiefbahnhof im Weg gestanden, 68 davon waren von den Gutachtern für versetzbar erklärt worden. Bei acht dieser Bäume sei im Zuge der Arbeiten allerdings festgestellt worden, so der Nürnberger Baumgutachter Bodo Siegert, „dass sie doch gefällt werden müssen, weil eine Versetzung nicht praktikabel ist“. Sie hätten direkt über dem Nesenbach-Düker gestanden, der maximal mit zwölf Tonnen belastet werden dürfe. Bei den Versetzungsarbeiten wäre das unterirdische Kanalbauwerk aber möglicherweise bis zu 15 Tonnen ausgesetzt gewesen. Statt 108 wurden daher 116 Bäume gefällt.
Zum Ausgleich hat die Bahn nach eigenen Angaben nun acht andere Bäume von der Fläche der Landesstiftung versetzen lassen, um das Soll von 68 zu erfüllen. Diese „Ersatzbäume“ hätten zu dem in der Planfeststellung von 2005 zur Fällung freigegebenen Bestand im Mittleren Schlossgarten gehört, so Projektsprecher Dietrich.
Voraussichtlich am Dienstag, spätestens Mittwoch soll der bisher abgesperrte Bereich im Mittleren Schlossgarten nach Abschluss der Aufräumarbeiten in weiten Teilen wieder frei gegeben werden. Dann kann auch der Ferdinand-Leitner-Steg wieder von Fußgängern und Radfahrern, die seit Beginn der Arbeiten einen Umweg um das Areal machen mussten, wieder genutzt werden. Der Verbindungsweg zwischen dem Zugang durch die Klettpassage und dem Biergarten bleibt laut Bahn allerdings auch weiterhin gesperrt.
Arbeiten am Südflügel im Verzug
Während im Schlossgarten also alles nach Zeitplan läuft, hinkt die Bahn am Südflügel den Vorgaben hinterher. Laut Projektsprecher Dietrich ist die beauftragte Abbruchfirma rund zwei Wochen in Verzug. Grund dafür sei zum einen die Frostperiode, während der nicht wie vorgeschrieben mit Wasser gegen die Staubentwicklung gespritzt werden konnte. Zudem habe man technische Probleme mit einem Abrissbagger gehabt, so Dietrich. „Vor Ostern wollen wir fertig sein.“
Hinter der Zeitvorgabe liegt die Bahn zudem bei den Vergaben für den Bau des Tiefbahnhofs sowie die Tunnel nach Feuerbach und Cannstatt zurück. Für beide Planfeststellungsabschnitte hätten die Aufträge längst vergeben sein sollen, zwischenzeitlich peilt die Bahn den März an, so Dietrich: „Unser Zielpreis ist noch nicht erreicht.“