Der Umbau des Gleisvorfelds am Stuttgarter Hauptbahnhof soll Ende Oktober fertig sein. Die Bahn rechnet mit wenigen Zugausfällen – ein Optimismus, den die Projektgegner nicht teilen mögen.

Stuttgart - Die Deutsche Bahn beginnt am 26. Mai mit den Abschlussarbeiten auf dem Gleisvorfeld des Hauptbahnhofs. Dabei wird der Querbahnsteig um 120 Meter nach Osten verlegt. Am 1. November sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Damit hat der Schienenkonzern anderthalb Jahre mehr benötigt als vor dem Baubeginn im Februar 2010 angegeben.

 

Der damalige Projektsprecher Wolfgang Drexler hatte den Juli 2012 als Fertigstellungstermin avisiert. Einen Bericht der StZ vom Mai 2010, in dem eine Verzögerung um mindestens ein Jahr prognostiziert wurde, weil die Planung der Leit- und Sicherungstechnik für das Vorfeld schnell ins Stocken geraten war, hatte die Bahn seinerzeit als spekulativ zurückgewiesen. Der Umbau des Gleisvorfeldes war – anders als etwa der Bau des Nesenbachdükers – nicht durch Schlichtung, Stresstest oder fehlende Baugenehmigungen ausgebremst worden.

Die S-Bahn ist nicht betroffen

Die Bahnvertreter kündigten am Dienstag im Technischen Ausschuss des Gemeinderats an, dass die Reisenden in den nächsten Monaten, wenn die Prellböcke um 120 Meter verlegt werden, der Querbahnsteig gebaut und das Hallendach umgebaut wird, nur wenige Probleme haben würden. „Und die S-Bahn ist überhaupt nicht betroffen“, sagte der Vertriebsleiter der DB Netz AG, Christian Becker, wofür er Missfallensbekundungen von zweifelnden Zuhörern erhielt. 13 Bauphasen seien vorgesehen, in denen sich die Bahn bis zum Gleis 16 vorarbeitet. Bis zum 15. Juli würden alle Züge im Hauptbahnhof halten, nur eben teilweise an anderen Bahnsteigen. Lediglich zwischen dem 15. Juli und dem 14. August würden einige Regional-und Fernzüge an Stuttgart vorbei geleitet. Sie halten stattdessen in Ludwigsburg oder Vaihingen/Enz. „Wir sind gut vorbereitet“, betonten die Bahn-Mitarbeiter. Für einen so großen Umbau seien die Auswirkungen doch überschaubar.

Diesen Optimismus wollten die S-21-Gegner Grüne und SÖS/Linke nicht teilen. Gangolf Stocker sah es für notwendig an, daran zu erinnern, dass es sich bei Stuttgart 21 „um ein unwirtschaftliches Projekt und einen Rückbau des Verkehrsknotens handelt“. FDP und Freie Wähler dankten der Bahn dagegen für ihre Bereitschaft, die Bürger zu informieren. Die SPD-Chefin Roswitha Blind hätte sogar „mehr Einschränkungen erwartet“. Und Alexander Kotz (CDU) hofft, dass die Baustelle im Park für die Spaziergänger erlebbar werde.

Personal soll die Reisenden lenken

Der für die Bahnhöfe im Südwesten zuständige Sven Hantel versprach, die Reisenden über die veränderten Wegeverbindungen sowie Ein- und Ausgänge zu informieren. Dafür werde zusätzliches Personal, die Bahn nennt sie „Reisendenlenker“, eingesetzt, außerdem würden Transparente aufgehängt und Hinweisschilder aufgestellt. Bis ins kommende Jahr hinein könnten, so Hantel, die Fahrgäste auf den Bahnsteigen zum neuen Querbahnsteig gelangen. Erst danach seien sie gezwungen, die zwei Überführungen zu nutzen, da dann der Trog gebaut werde. Für zwei Wochen soll der Interims-Nordausgang gesperrt werden: für das Provisorium gebe es aber einen Ersatz.

Stadträte aller Fraktionen hatten nach der Präsentation der Wegeführung im Mittleren Schlossgarten an die Bahn appelliert, den Weg zum Planetarium gut auszuschildern. Die Animation wirkte etwa auf die Grünen „wie eine Achterbahn“. Hantel sagte, der Steg zwischen Querbahnsteig und Schlossgarten sei überdacht und barrierefrei – dafür aber etwas länger.