Die Deutsche Bahn darf die Bauarbeiten am Grundwassermanagement (GWM) fortsetzen. Das teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Demnach ist die fünfte Planänderung vom zuständigen Eisenbahn-Bundesamt (Eba) bestätigt worden.

Stuttgart - Die Deutsche Bahn ist bei der Umsetzung des umstrittenen Bahnprojekts Stuttgart 21 einen wichtigen Schritt weiter. Wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte, hat das Eisenbahn-Bundesamt (Eba) die sogenannte 5. Planänderung bestätigt. Diese sieht vor, dass die Abwasserreinigungsanlagen für das Grundwassermanagement im Stuttgarter Stadtzentrum - anders als ursprünglich geplant - an einem einzigen Standort zusammengefasst werden dürfen.

 

Stuttgart 21-Projektsprecher Wolfgang Dietrich sagte, die Bestätigung des Bundesamtes sei die entscheidende Grundlage für die Hauptbaumaßnahmen im Bereich des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Endlich könne die Bahn mit den Bauarbeiten am Grundwassermanagement-System fortfahren und die Rohrleitungen, die zentrale Grundwasserreinigungsanlage, die Messstellen sowie die Infiltrationsbrunnen fertigstellen. Nach einem Gerichtsurteil hatten die Bauarbeiten am dem Grundwassermanagement zehn Monate geruht.

Beim umstrittenen Bahnprojekt Stuttgart 21 wird der bestehende oberirdische Kopfbahnhof zu einem unterirdischen Durchgangsbahnhof umgebaut. Dazu wird ein neuer Bahnhofstrog in die Erde gebaut.

Arbeiten am Grundwassermanagement ruhten über Monate

Das Grundwassermanagement hat die Aufgabe, das anfallende Niederschlags- und Grundwasser im Bereich der jeweiligen Baugrube abzupumpen. Über Rohrleitungen wird das Wasser dann zur zentralen Wiederaufbereitungsanlage geleitet, wo es gereinigt wird. Über ein Rohrleitungssystem wird es dann zu sogenannten Versickerungsbrunnen in der Stadt geführt.

Hierdurch soll gewährleistet werden, dass das Grundwasser nicht zu stark absinkt. Dies ist insbesondere für die Wurzeln der Bäume im Schlossgarten und die Mineralwasserquellen in der Stadt wichtig, die unter der Grundwasserschicht verlaufen. Stuttgart hat nach Budapest das zweitgrößte Mineralwasservorkommen in Europa.

Seit Dezember 2011 mussten die Arbeiten am Grundwassermanagement ruhen, weil der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg nach einer Klage entschieden hatte, dass das Eisenbahn-Bundesamt den Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) bei der Umsetzung der 5. Planänderung nachträglich beteiligen musste. Diese Anhörung ist laut Bahn jetzt erfolgt.

Mehr als doppelt so viel Grundwasser soll abgepumpt werden

Offen ist noch das Planänderungsverfahren zur Erhöhung der Menge des abzupumpenden Grundwassers. Dazu hat der BUND am Donnerstag seine Stellungnahme abgegeben. Nach Ansicht der Umweltschützer ist das Grundwassermanagement wegen vieler offener Fragen nicht genehmigungsfähig. Experten der Umweltschutzorganisation forderten bis zur Klärung einen erneuten Baustopp für das Grundwassermanagement.

Hintergrund der sogenannten 7. Planänderung ist, dass die Bahn für die Errichtung der Baugrube mit 6,8 Milliarden Litern mehr als doppelt so viel Grundwasser entnehmen will wie ursprünglich genehmigt. Der BUND befürchtet dadurch eine Gefährdung des Stuttgarter Mineralwassers sowie des Baumbestandes im Schlossgarten. Außerdem warnt er vor Rissen an Gebäuden durch Absenkungen.