Bahnchef Grube kritisiert das Vorgehen der Stuttgart-21-Gegner. Auch das vom Umweltbundesamt in Auftrag gegebene Gutachten habe "ein Gschmäckle".

Stuttgart - Das Ergebnis des vom Umweltbundesamt zu Stuttgart 21 in Auftrag gegebenen Gutachtens hat in den Augen des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG, Rüdiger Grube, "ein Gschmäckle". In der "SWR1 Leute"-Sendung zum SWR-Thementag "Stuttgart 21 - Jahrhundertprojekt oder Milliardengrab?" am Donnerstag sagte der 59-jährige Bahn-Chef zu Moderator Stefan Siller: "Ich finde es schon bedenklich, wenn wir mit Steuergeldern vom Umweltbundesamt Studien an ein Beratungsunternehmen in Auftrag geben, von dem man weiß, dass es seit Jahren ein vehementer Gegner von Stuttgart 21 ist. Auch der Mitarbeiter, der diese Studie ausgearbeitet hat, ist seit vielen Jahren ein ausgewiesener Gegner, wir kennen ihn bestens. Da muss ich ganz offen sagen, das hat ein Gschmäckle für mich, dass es sich hier um ein Gefälligkeitsgutachten handelt."

Unter diesen Umständen könne doch kein objektives Ergebnis herauskommen, kritisierte Grube. Vonseiten der Gegner werde Stuttgart 21 leider immer wieder instrumentalisiert, beklagte er. "Was insgesamt zu beobachten ist, und das kritisiere ich sehr stark, ist, dass es doch eigentlich gar nicht mehr um Stuttgart 21 geht. Zum Beispiel zu behaupten, es ist kein grünes Projekt, ist doch einfach fatal. Nehmen Sie allein den Baumbestand: Wir müssen während der Bauphase 298 oder 268 Bäume rausnehmen, wir pflanzen dafür aber 5000 Bäume. Es entsteht eine riesige Fläche, die heute ein hässliches Gleisvorfeld ist." Dabei sei die Akzeptanz von Stuttgart 21 in der Bevölkerung durchaus vorhanden, meinte Grube. "Leider ist es so, dass sich die Befürworter nicht so laut melden wie die Gegner."

Er selbst begebe sich auch schon mal unbemerkt auf die Baustelle, und am vergangenen Wochenende habe ihn nachdenklich gemacht, "dass Kinder mit Plakaten herumlaufen und Handzettel verteilen". Zum vorerst gescheiterten Runden Tisch sagte der Bahn-Chef: "Wer wirklich an einem Austausch interessiert ist, der wird sich an so einen Tisch setzen." StZ

Projektgegner:
Zu den Gegenpositionen folgt am 13. September die "SWR1 Leute"-Sendung mit dem Sprecher des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21, Gangolf Stocker.