Die Industrie- und Handelskammer verkauft ihr früheres Firmengebäude in der Stuttgarter Jägerstraße an die Bahn, die noch im Dezember mit dem Abriss beginnen will. Das Grundstück soll im Zuge von Stuttgart 21 untertunnelt werden.

Stuttgart - Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart hat den verbliebenen Altbau ihres früheren Gebäudeensembles einschließlich des Grundstücks in der Jägerstraße für 7,2 Millionen Euro an die Deutsche Bahn verkauft. Das geht aus einer aktuellen Pressemitteilung der Kammer hervor. Die Bahn beabsichtigt demnach, vom 8. Dezember an mit dem Abbruch des ehemaligen IHK-Gebäudes zu beginnen.

 

Der Streit um die Zukunft des alten Gebäudes unweit des Hauptbahnhofs hatte aufgrund der Bauarbeiten für das Bahnprojekt Stuttgart 21 an Brisanz gewonnen. Die IHK stand vor der Wahl, das ehemalige Firmengebäude entweder zu sanieren und anschließend zu vermieten oder das Haus (Baujahr 1956) an die Bahn zu verkaufen. Dass dem Verkauf rasch der Abriss folgen würde, war klar. Die Bahn plant, unter dem Gebäude den Tunnel vom Bahnhof in Richtung Feuerbach und Bad Cannstatt zu graben. Beim Bau des Tunnels sei die Unterfahrung des Gebäudes in einem engen Abstand zum Fundament vorgesehen, heißt es von der IHK. Um eine technisch aufwendige und kostenintensive Absicherung zu vermeiden, habe sich die Bahn entschieden, das Gebäude zu kaufen, so die IHK weiter. Nach eigenen Angaben hätte die Bahn mehrere Millionen Euro in die Absicherung investieren müssen. Ein genauer Betrag wurde jedoch nie genannt.

IHK-Gebäude teurer als gedacht

Der Kauf des Gebäudes kam die Bahn nun jedoch ebenfalls teurer zu stehen als ursprünglich gedacht. Im vergangenen Sommer wollte die Bahn noch 3,8 Millionen Euro für das Gebäude an der Jägerstraße bezahlen. Nun wurde für den Altbau fast die doppelte Summe bezahlt. Zu den Verhandlungen über den Kauf gibt die Bahn auf Nachfrage keinen Kommentar ab.

Zum Verkauf und Abriss des alten IHK-Gebäudes gab es in der Stadt verschiedene Meinungen. Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) hatte sich im Sommer beispielsweise noch dafür ausgesprochen, das Gebäude stehen zu lassen. Es sei doch ein sehr qualitätsvolles Haus, und die Sichtachse vom Weinberg zum Hauptbahnhof sei auch deshalb so gelungen, weil die alte und die neue IHK-Zentrale sie einrahmten, so Matthias Hahn. Auch die Gefahr einer langjährigen Baubrache auf dem Gelände sei im Fall eines Verkaufs groß.

Die IHK war im Sommer in ihr neues Firmengebäude, ebenfalls in der Jägerstraße, eingezogen. Das Thema Verkauf oder Sanierung des Altbaus war mehrfach von der Vollversammlung der Kammer diskutiert worden. „Nach Fertigstellung des Neubaus der IHK und dem Umzug der Mitarbeiter in die neue Zentrale war eine Eigennutzung des sogenannten R-Gebäudes nicht mehr erforderlich“, heißt es dazu in der Mitteilung der Kammer. Man habe sich schließlich für Verhandlungen mit der Bahn entschieden, so die IHK.