Die Arbeiten an der Grundplatte für den Stuttgart-21-Bahnhof haben nun zwar begonnen. Dennoch nehmen die Unklarheiten bei Zuständigkeiten und Zeitplänen kein Ende.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Am künftigen Tiefbahnhof haben die Betonierarbeiten begonnen. Seit Dienstagvormittag fördert eine große Pumpe den in einem kleinen Werk am ehemaligen Südflügel hergestellten Baustoff in die Grube für Stuttgart 21. Die Arbeiten, die schon vor 14 Tagen hätten beginnen sollen, waren wegen der frostigen Temperaturen abermals verschoben worden. „Jetzt geht es aber los“, sagt Ottmar Bögel von der Baufirma Züblin. Für Manfred Leger, Chef der DB-Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm, ist der Auftakt der Betonierarbeiten ein wichtiges Etappenziel. „Mit dem Beginn des Betonierens werden die Rohbauarbeiten für den neuen Hauptbahnhof sichtbar“, heißt es in einer Mitteilung der PSU. „Darüber freuen wir uns sehr, auch wenn wir wissen, dass dieses einzigartige Bauwerk noch viele große Herausforderungen an uns stellen wird.“

 

Bau der ersten Dachstütze im September?

Betoniert wird im Bereich des sogenannten Medienkanals, einem Hohlraum, der einmal den Tiefbahnhof unterqueren soll und in dem Strom-, Wasser- und eine Fernwärmeleitung verlaufen. Sollten die Arbeiten planmäßig verlaufen, könnte bis September die bis zu zweieinhalb Meter mächtige Bodenplatte des Bahnhofs gegossen sein. Zur selben Zeit könnte – so Bögels Prognose – auch die erste der Stützen entstehen, die das Bahnhofsfach und die sogenannten Lichtaugen tragen.

Nach einem im August 2014 vorgelegten Zeitplan hätte die Bodenplatte schon im Januar vergangenen Jahres angegangen werden sollen. Zuletzt musste die Bahn abermals den Nachweis führen, dass die Statik der Bahnsteighalle den Regeln entspricht. In diesem Zusammenhang sorgt nun das Eisenbahn-Bundesamt (Eba) mit einer Auskunft gegenüber den projektkritischen „Ingenieuren 22“ für Verwirrung. Sie fordern beim Eba Einsicht in die Akten zur Tragwerksplanung des Tiefbahnhofs. Ende Oktober hatte ihnen das Eba beschieden, dass dem Antrag nicht entsprochen werden könne, da die nachgefragten Akten noch gar nicht bei der Behörde eingegangen seien. Auf eine abermalige Anfrage Anfang der Woche teilt das Eba lapidar unter Hinweis auf die erste Antwort von Oktober 2015 mit: „An der Sachlage und dem Inhalt des Antwortschreibens hat sich bis dato nichts geändert.

Schautafel zeigt falsches Fertigstellungsdatum

Auf StZ-Nachfrage erklärt ein Sprecher der Behörde, dass sie für die Freigabe der Arbeiten nicht zuständig sei. Das ist Sache eines sogenannten Bauvorlageberechtigten. Mit dem stehe die Bahn in Kontakt. Laut einem Projektsprecher habe der Fachmann die Arbeiten an der Grundplatte genehmigt und auch das im nächsten Schritt erforderliche Auslegen des Baustahls.

Den nicht endenden wollenden Spekulationen über eine Inbetriebnahme von Stuttgart 21 deutlich nach dem immer wieder kommunizierten Termin Ende 2021 hat die Bahn unterdessen selbst vor kurzem Vorschub geleistet. Bei den „Tagen der offenen Baustelle“ Anfang Januar war unter anderem eine Schautafel zu den Bauabläufen am sogenannten Bahnhofssüdkopf zu sehen. Dort kreuzen sich der Bahnhofstrog, der verlegte Nesenbachabwasserkanal, die verlegten Stadtbahntunnel der Stuttgarter Straßenbahnen und schließlich auch noch die verlängerte Straßenunterführung unter dem Gebhard-Müller-Platz. Aber nicht diese komplizierte Gemengelage sorgte für Aufsehen sondern der Umstand, dass die Infotafel einzelne Bauschritte bis in den Juli 2023 angaben – einen Zeitpunkt, zu dem bereits seit gut anderthalb Jahre Züge durch den Tiefbahnhof rollen sollen. Die PSU erklärt, dass die Tafeln „aus einem Workshop stammen, der sich mit verschiedenen Terminszenarien beschäftigte.“ Das Schaubild stelle einen „veralteten, ursprünglichen Bauablauf ohne Gegensteuerungsmaßnahmen dar“. Die PSU „hält nach allem, was bisher bekannt ist, an der Inbetriebnahme des neuen Hauptbahnhofs im Jahr 2021 fest.“