Der Bahnvorstand Volker Kefer und der Bahnhofsarchitekt Christoph Ingenhoven nehmen eine Probe-Dachstütze auf dem Stuttgart-21-Baufeld im Mittleren Schlossgarten in Augenschein. In einer Baugrube an der Heilbronner Straße taucht unterdessen verunreinigtes Erdreich auf.

Stuttgart - Am Mittwochmorgen haben der DB-Infrastrukturvorstand Volker Kefer und Bahnhofsarchitekt Christoph Ingenhoven die Stuttgart-21-Baustelle im Mittleren Schlossgarten inspiziert. Ihre besondere Aufmerksamkeit galt einer testweise in Beton gegossenen Dachstütze am Rande des eigentlichen Bahnhofsbaufeldes. Wegen seiner unregelmäßigen Form gilt das im Fachjargon Kelchstütze genannte Bauteil als technische Herausforderung. Die Schalungsteile werden computergestützt aus Plastikblöcken herausgefräst. Welche Erkenntnisse der Bahnvorstand und der Düsseldorfer Architekt bei ihrem Gang über die Baustelle gewonnen haben, blieb unbekannt.

 

Zeitplan gerät durcheinander

Weil der Beton bis zu 28 Tage braucht, um seine endgültige Festigkeit zu erreichen, konnten Kefer und Ingenhoven nur den oberen Teil der Stütze in Augenschein nehmen. In diesem Bereich geht die kelchförmige Konstruktion in eines der Lichtaugen über, durch die Licht in die unterirdische Bahnhofshalle fallen soll. Nach dem ursprünglichen Zeitplan hätten die ersten dieser Stützkonstruktionen von August an aus der Baugrube im Schlossgarten wachsen sollen. Doch dort ist bis jetzt noch nicht einmal die Bodenplatte gegossen, auf der die Stützen stehen werden. Um sich mit dem komplizierten Ablauf vertraut zu machen, entsteht derzeit die Probe-Stütze, der Kefers und Ingenhovens Besuch galt.

Trotz dieser eingetretenen Verzögerung ist die Bahn weiter optimistisch, den Bahnhof 2021 in Betrieb nehmen zu können. „Das wäre ein großartiges Signal für den ganzen Standort Deutschland“, sagte Kefer am Dienstagabend bei einer Feier zum zweijährigen Bestehen der DB-Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm (PSU). Deren Arbeit sei es zu verdanken, „dass der Aufsichtsrat und die Politik das Projekt wieder wohlwollend begleiten“, erklärte Kefer, vor den Mitarbeitern der PSU, deren Zahl mittlerweile auf 330 angewachsen ist.

Beim Tunnelbau schneller als gedacht

Zur Zuversicht beitragen dürfte eine Nachricht von der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm, die PSU-Chef Manfred Leger bei der Feier im Café Nil im Gepäck hatte. Demnach erwartet der Wirtschaftsingenieur beim Steinbühltunnel den Durchschlag am Westportal über dem Filstal bereits Ende Oktober – und damit ein halbes Jahr früher als geplant. Den Mineuren an den beiden 4847 Meter langen Röhren sei damit „ein Riesenerfolg“ gelungen, sagte Leger. Der offizielle Baubeginn war am 19. Juli 2013. Als Tunnelpatin fungierte die Ehefrau des damaligen Bundesverkehrsministers Peter Ramsauer (CSU).

Schadstoffe in der Baugrube

Auf der S-21-Baustelle an der Heilbronner Straße auf Höhe des Berufsschulzentrums müssen unterdessen die Arbeiter nun Schutzanzüge und Atemschutzmasken tragen. Beim Bau eines elf Meter in die Tiefe reichenden Entrauchungsbauwerks, bei dem im Brandfall der Rauch aus dem Cannstatter Tunnel geblasen werden soll, sind die Arbeiter auf Reste von Teerablagerungen gestoßen. „Wir arbeiten dort auf einer ehemaligen städtischen Deponie“, erklärt ein Sprecher des Kommunikationsbüros. Die Baustelle ist nun in einen sogenannten Weiß- (sauber) und in einen Schwarzbereich (kontaminiert) unterteilt. Der Aushub aus der 700 Quadratmeter großen Baugrube muss entsorgt werden. Für die Anwohner der Baustelle bestehe keine Gefahr, versichert der Sprecher.