Unterhalb von Schloss Rosenstein legt die Stadt die Axt an sieben Bäume. Nur wenige Meter weiter will die Bahn gleiches tun – und wartet dafür auf eine ausstehende Genehmigung der EU. Grund ist mal wieder der Juchtenkäfer.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Die Stadt wirft die Kettensäge an: Unterhalb von Schloss Rosenstein wird sie Ende November sieben Bäume fällen. Das hat sie in einer der jüngsten Amtsblattausgaben angekündigt – und prompt die Parkschützer auf den Plan gerufen. Am vergangenen Sonntag versammelten sich einige der Stuttgart-21-Gegner im betroffenen Bereich des Rosensteinparks, um ihrem Unmut Luft zu machen.

 

Die Bäume, die im Portalbereich des stillgelegten, ersten Rosensteintunnels stehen müssen weg, weil die Stadt an dieser Stelle den Bau einer neuen Brücke über die B 10/14 beginnt. Diese ersetzt den abgerissenen Elefantensteg, der wiederum dem Bau des B-10-Rosensteintunnels im Wege war und daher abgerissen wurde. Seitdem haben sich die Wege in den Park verlängert.

Die Demonstranten sind auch deshalb empört, weil der Rosensteinpark gemäß der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie einen besonderen Schutz genießt. Nicht zuletzt weil der Juchtenkäfer sich im Rosensteinpark heimisch fühlt, ist das ehemalige königliche Krongut mit dem EU-Label versehen. Die Bahn, die wenige Meter neben der städtischen Baustelle für das Portal des neuen S-21-Rosensteintunnels ebenfalls Bäume fällen möchte, muss deshalb auch in Brüssel vorsprechen. Die Genehmigung steht noch aus. Sollte sie nicht bis Januar 2017 vorliegen, droht dem Projekt eine Verzögerung von mindestens sieben Monaten.

Die Stadt sieht sich mit Rodungsaktion auf der sicheren Seite

Die Stadt sieht sich hingegen mit ihrer Rodungsaktion auf der sicheren Seite. „Das Tiefbauamt fällt zum Bau der Fußgängerbrücke unproblematische Bäume. Diese Bäume sind so jung, dass dort kein Juchtenkäfer vorzufinden ist. Das haben Gutachter bestätigt“, erklärt ein Rathaussprecher auf Anfrage. Die Fällung selbst sei im Rahmen des Planfeststellungsbeschlusses für diesen S-21-Abschnitt genehmigt worden. Der städtische Fußgängersteg mündet unterhalb der noch zu bauenden neuen Eisenbahnbrücke über den Neckar in einen Fuß- und Radweg, der den zum Teil bereits abgerissenen Holzsteg über den Fluss ersetzen soll. Damit sich die Arbeiter bei den verschiedenen Vorhaben nicht in die Quere kommen, zieht die Stadt die Arbeiten am westlichen Brückenfundament des Fußgängerstegs vor. Das Amt für Umweltschutz habe dem zugestimmt, sagt der Rathaussprecher. Bis 2019 soll die neue Brücke für die Passanten fertig sein.

Auch am westlichen Rand des Parks auf Höhe der Ehmannstraße kämpft die Bahn mit den Artenschutzauflagen. Dort wollte sie für den Tunnelbau eine große Baugrube öffnen. Doch in den Bäumen, die dem im Wege stehen, lebt der Juchtenkäfer. Daher plant die Bahn um und will einen Tunnel unter den Bäumen hindurch bauen. Auch dort steht die Genehmigung noch aus. Nach der jüngsten Lenkungskreissitzung im Juni war man bei der Bahn noch zuversichtlich, den entsprechenden Bescheid vom Eisenbahn-Bundesamt im September in den Händen zu halten. Doch auch Anfang November ist die Genehmigung noch nicht ergangen.