Der Verzicht auf den Filderbahnhof plus stößt in L.-E. kaum auf Bedauern. Die Kommunalpolitiker konzentrieren sich jetzt auf das Genehmigungsverfahren.

Leinfelden-Echterdingen - Der Verzicht des Landes auf eine Kostenbeteiligung am Filderbahnhof plus, am Dienstag von Ministerpräsident Winfried Kretschmann für die grün-rote Regierungskoalition verkündet, war in der Markungskommune Leinfelden-Echterdingen erwartet worden. Dass nun die Bahn mit ihrer sogenannten Antragstrasse für den Stuttgart-21-Streckenabschnitt 1.3 in das Genehmigungsverfahren gehen wird, hatte sich über Wochen hinweg ebenfalls abgezeichnet. Nach der Realisierung des Bahnprojekts werden Fern- und Regionalzüge der Bahn die heutige S-Bahn-Trasse zusätzlich mitbenutzen. Eine Entflechtung war bereits 2012 im Filderdialog gescheitert.

 

In welcher Lage der Fernbahnhof am Flughafen gebaut werde, habe nur einen geringen Einfluss auf die Interessenlage der Stadt Leinfelden-Echterdingen, sagt Oberbürgermeister Roland Klenk. Er selbst sei jedoch überzeugter Anhänger des Filderbahnhofs plus. „Das hätte Vorteile bei der Entflechtung von Fern- und Nahverkehr gebracht.“ Hintergrund: Bei der Antragstrasse steht den S-Bahnen in der Flughafenstation künftig nur noch ein Gleis zur Verfügung. Am zweiten werden dann Fern- und Regionalzüge halten. Bei der Plus-Variante wäre diese Doppelnutzung vermieden worden.

Weniger Flächenverbrauch

„Die Hauptsorge der Stadt L.-E. gilt aber dem Lärm- und Erschütterungsschutz“, sagt Klenk. Diese Einschätzung teilt auch Joachim Beckmann (Freie Wähler). „Durch die Bahnhofsentscheidung ist unser Problem noch nicht gelöst“, sagt er und verweist auf einen Vorteil der Antragstrasse: Diese verbrauche weniger landwirtschaftliche Fläche auf den Zulaufstrecken.

Von einer „Beerdigung dritter Klasse“ spricht der SPD-Fraktionsvorsitzende Erich Klauser. Ihm stellt sich die Frage, ob der Fernbahnhof wie geplant in 25 Meter Tiefe genehmigungsfähig ist. Dass nun vom Filderdialog aus dem vergangenen Jahr „nichts mehr übrig bleibt“, findet der CDU-Mann Harry Sandlaß „schlimm“. Er stimmt mit Klauser und weiteren Kollegen darin überein, dass man sich nun im Arbeitskreis Stuttgart 21 sorgfältig auf das Planfeststellungsverfahren vorbereiten müsse.

„Den Boden entzogen“

Der Vorsitzende der FDP-/LE-Bürger im Gemeinderat, Wolfgang Haug, hätte es begrüßt, wenn die Plus-Variante am Flughafen umgesetzt würde. Haug kritisiert die Grünen, die nun der „Bürgerbeteiligung den Boden unter den Füßen weggezogen haben“. Frank Mailänder, Fraktionsvize der Grünen, ist hingegen mit der Entscheidung der Regierung einverstanden. „Wir befürworten die Nichtbeteiligung an zusätzlichen Kosten.“ Wie L.-E. nun mit Fragen des Lärm- und Erschütterungsschutzes umgeht, solle man nach einem Blick in die Antragsunterlagen entscheiden.

Die CDU-Landtagsfraktion hat das Thema Filderbahnhof plus hingegen noch nicht abgehakt. Dem Machtwort des Ministerpräsidenten zum Trotz versammelt sie sich am nächsten Montag in Leinfelden zu einem Ortstermin. „Nur weil Herr Kretschmann die Debatte für beendet erklärt hat, heißt das nicht, dass andere klein beigeben werden“, sagt der Abgeordnete Thaddäus Kunzmann. Die CDU werde das noch „im Landtag thematisieren“.