Der Gemeinderat von Leinfelden-Echterdingen berät am Dienstag über weitere Schritte in Sachen Stuttgart 21 und stellt sich auf die Antragstrasse der Bahn ein.

Leinfelden-Echterdingen - Nach dem Abschluss des Filderdialogs im Juli war es ruhig geworden um das Thema Stuttgart 21 und die Streckenführung durch Leinfelden-Echterdingen zum Flughafen. Nun kommt das Thema aber wieder auf den Tisch, nachdem erste Zahlen für die veränderte Bahnhofsplanung am Flughafen vorliegen.

 

Mehrkosten von mehr als 200 Millionen Euro haben dabei im Kreis der Gemeinderatsfraktionen für Ernüchterung gesorgt. Weil sich im Streit der Projektpartner über die Finanzierung dieser zusätzlichen Kosten zurzeit keine Einigung abzeichnet, rechnen altgediente Kommunalpolitiker inzwischen damit, dass es am Ende wohl doch auf die ungeliebte Antragstrasse der Bahn hinausläuft.

Verhinderung misslungen

Diese Trasse sieht vor, dass Regional- und Fernzüge der Bahn aus Süden über die sogenannte Rohrer Kurve auf der bestehenden S-Bahn-Trasse zum Flughafen und dort in die umzubauende heutige S-Bahn-Station einfahren. Diesen Mischverkehr wollte die Stadt im Filderdialog in diesem Sommer verhindern, was ihr allerdings nicht gelungen ist.

Das mehrheitliche Ergebnis dieser Bürgerbeteiligungsveranstaltung mit zum Teil zufällig ausgewählten Bürgern – die vom Landesverkehrsminister Winfried Hermann propagierte Ertüchtigung der alten Gäubahnstrecke – wurde bereits kurz nach dem Dialog von Stuttgart und der Region mit einem Veto belegt. Die zweitplatzierte Lösung, die Plus-Variante am Flughafen mit einem näher an den Terminals liegenden Fernbahnhof, droht nun an den Kosten zu scheitern.

Initiative will keinen Mischverkehr

Dessen ungeachtet gibt der Verein Lebenswertes L.-E. seine zentrale Forderung nicht auf. In einem offenen Brief fordert die Vorsitzende der Initiative, Claudia Moosmann, Oberbürgermeister Roland Klenk unter anderem dazu auf, „alles zu tun, um den Mischverkehr auf der S-Bahn-Trasse zu verhindern“. Die Initiative glaube daran, dass die Stadt L.-E. mit einer geschlossen vertretenen Position Einfluss auf die Planung nehmen könne.

Dieser Meinung will sich beispielsweise der als projektkritisch bekannte SPD-Fraktionschef Erich Klauser nicht anschließen: „Ich sehe keine Möglichkeit mehr, das noch politisch zu beeinflussen.“ Auch OB Klenk redet Klartext: „Es läuft auf die Antragstrasse hinaus – es sei denn, es geschieht noch ein kleines Wunder“. Moosmann bringt nun erneut die Gäubahn-Lösung ins Spiel. Von der hat sich auch die Grünen-Fraktionschefin Ingrid Grischtschenko nicht verabschiedet: „Das Notfallkonzept für die Strecke geht nicht ohne die Gäubahn“, ist sie überzeugt. Ihr Amtskollege von der CDU, Harry Sandlaß, will die Hoffnung darauf, dass das Land sich bei der Finanzierung am Flughafen bewegt, noch nicht fahren lassen: „Der Kostendeckel gilt für die Planung von damals. Wenn man umplant, muss man auch neu rechnen.“

Diskussion über Beteiligung am Lärmschutz

Oberbürgermeister Klenk kann nach eigener Einschätzung dem Gemeinderat am Dienstag „nicht viel Neues berichten“ – mit Ausnahme der Lärmschutzfrage, die sich wegen der Mischnutzung stellt. Man sei mit der Bahn übereingekommen, dass sie bestehende Schutzeinrichtungen prüft und gleichzeitig untersucht, wie sich der Schall in Zukunft entwickeln wird. Ergebnisse sollen noch im November vorliegen. Diskutieren muss der Gemeinderat derweil ein anderes Thema: Die Stuttgart-21-Projektpartner haben inzwischen offiziell angefragt, in welcher Größenordnung die Stadt bereit wäre, sich am Schallschutz finanziell zu beteiligen. Bis zum Jahresende soll dazu eine Entscheidung fallen.