Die Stadträte sind sich einig: Bahnvorstand Ronald Pofalla muss den Tiefhalt wie geplant umsetzen. Ein Grund für die Umplanung scheint eine fehlende Genehmigung der Bahn zu sein.

Stuttgart - Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG wird sich am Freitag dieser Woche erneut über das Großprojekt Stuttgart 21 unterhalten. Die Kontrolleure sollen einer weiteren Kostenerhöhung um bis zu 1,4 Milliarden auf 7,9 Milliarden Euro zustimmen. S 21 wird damit für den Konzern völlig unwirtschaftlich. Dennoch sollen die Aufseher zustimmen, denn die Alternative eines Projektabbruchs, argumentiert die Konzernspitze, komme teurer.

 

DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla hatte dem Aufsichtsrat aufgezeigt, dass bei Stuttgart 21 gespart werden könnte. Er habe dabei den Flughafenanschluss benannt, berichten Mitglieder des Gremiums. Bisher ist ein 26 Meter tief unter der Messe-Piazza gelegener zweigleisiger Bahnhof vorgesehen.

Kuhn offenbart fehlende Genehmigung

OB Fritz Kuhn (Grüne) offenbarte am Dienstag im Technikausschuss des Gemeinderats einen weiteren möglichen Grund für die Umplanung: „Die Bahn hat keine Brandschutzgenehmigung für den Bau.“ Dies habe Projektchef Manfred Leger den Partnern gesagt. Der OB machte damit den Inhalt eines Treffens der S-21-Partner öffentlich, über das Stillschweigen vereinbart worden war. Kuhn nannte die Planungsideen der Bahn „Kapriolen“. Die S-21-Projektgesellschaft widersprach. Für den Abschnitt 1.3a mit dem Tiefhalt am Airport lägen alle Genehmigungen vor, nicht aber für den Abschnitt 1.3b, der ja noch im Verfahren sei, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Kuhn bestätigte dies am Spätnachmittag auf Nachfrage; es gehe um 1.3b. Ein weiterer Grund für die Umplanungsgedanken seien Bauschwierigkeiten und die Erreichbarkeit des Flughafens. Ein weiterer Grund für die Umplanungsgedanken seien Bauschwierigkeiten und die Erreichbarkeit des Flughafens.

Flughafen als Drehscheibe

Die Projektgesellschaft hat den schleppenden Fortgang am Flughafen damit begründet, dass man den Gerichtsentscheid über die Klage der Schutzgemeinschaft Filder abwarten wolle. Die Hoffnungen

Hoffnungen der Projektgesellschaft auf eine Umplanung hat der Gemeinderat am Dienstag zunichte gemacht. Alle Fraktionen mit Ausnahme von SÖS/Linke-plus erklärten, dass am Airport eine neue Drehscheibe für Stadtbahn, S-Bahn, Fern- und Regionalverkehr entstehen solle. Würde der Fernhalt an die A 8 verschoben, sei dies wegen der langen Wegstrecken zwischen den Verkehrsträgern nicht mehr der Fall. Ein Zughalt jenseits der Autobahn würde die Drehscheibe zerstören und sei daher „völlig inakzeptabel“. Am Flughafen gehe es weniger um die Umsteiger von und zum Flugzeug, sondern um die Pendler, die nicht zum Hauptbahnhof strebten.

Bei der Drehscheibe sei man sich einig, sagte Grüne-Stadtrat Andreas Winter. „Verträge sind einzuhalten“, mahnte SPD-Chef Martin Körner die Bahn. Die Bahn wolle „mit obskuren Ideen Kosten sparen“, kritisierte Michael Conz (FDP). Jürgen Zeeb von den Freien Wählern warnte davor, den „Markenkern von Stuttgart 21, nämlich die neue Verkehrsdrehscheibe am Flughafen“, zu schwächen.

Scharfe Kritik der S-21-Gegner

Uneinig waren sich Grüne auf der einen und CDU, SPD, Freie Wähler und FDP auf der anderen Seite bei der von den Grünen beantragten Prüfung eines zweigleisigen S-Bahn-Tunnels von der neuen Haltestelle Mittnachtstraße zum Tiefbahnhof. Das begrenze die späteren Baumöglichkeiten auf dem Gleisgelände und schiebe Stuttgart 21 weiter auf, warnten sie. Er wolle „kein neues Fass aufmachen“, sagte Körner. Fritz Kuhn plädiert für eine Prüfung. Die S-Bahn habe Wachstumspotenzial, die unterirdische Zuführung, die ausdrücklich nicht für die Gäubahn sei, müsse man im Gespräch mit dem Verband Region Stuttgart prüfen. Der Verband betreibt die S-Bahn.

Hannes Rockenbauch, Sprecher von SÖS/Linke-plus, nutzte die Debatte zur Generalabrechnung mit dem Projekt und dem Bauherrn Bahn. Der bestätige „jede Prognose der Gegner“. Der Grundfehler von S 21, nämlich „erst buddeln und dann schauen, ob der Fahrplan passt“, werde nicht behoben. Rockenbauch nannte die Bahn „unfähig“, deren Arroganz „kotzt mich an“, so der Stadtrat. Bald, so Rockenbauch, werde man über die Einbindung der Neubaustrecke bei Wendlingen zum Kopfbahnhof sprechen müssen.

S-Bahntunnel: Gespräche mit Region

In einer Besprechung am Rande der Sitzung einigten sich CDU, Grüne und SPD schließlich, von der von den Grünen beantragten Prüfung zusätzlicher unterirdischer Gleise für die S-Bahn abzusehen. Man solle erst die Region hören und brauche zur Beurteilung, wie stark die Bebauung durch einen zweiten S-Bahn-Tunnel eingeschränkt werde, zumindest Skizzen, so Alexander Kotz. Man solle die Frage verschieben, sagte auch OB Kuhn. Andreas Winter lenkte ein. Man stelle die Abstimmung über den S-Bahn-Tunnel zurück, bis man im Gemeinderat einen Bericht über die Einschätzung des Regionalverbands erhalte. Die Ablehnung neuer Pläne am Flughafen verweigerte nur SÖS/Linke-plus, Einzelstadtrat Ralph Schertlen enthielt sich.