Der Physiker Christoph Engelhardt wirft der Bahn vor, sich bei kritischen Fragen zu Stuttgart 21 wegzuducken. Der S-21-Chef Manfred Leger lasse die schwersten Vorwürfe auf der Bahn sitzen.
Stuttgart - Mit scharfen Worten hat der Physiker Christoph Engelhardt auf ein Antwortschreiben des Stuttgart-21-Chefs Manfred Leger reagiert, mit dem der Bahnmanager auf einen offenen Brief des S-21-Kritikers reagiert. Die Frage nach dem „Ob“ sei mit der Volksabstimmung geklärt, in elf von 13 Abschnitten des Projekts verfüge die Bahn über das Baurecht.
In seinem knapp gehaltenen Schreiben räumt Leger ein, dass Engelhardt mit der Antwort auf die „unzähligen, immer wieder wiederholten Fragen nicht zufrieden sein“ könne. „Die Genehmigungslage und technische Freigaben sprechen allerdings für sich“, schließt Leger die kaum anderthalbseitige Antwort auf den vierseitigen Fragenkatalog des Physikers.
Kritiker hält Antwort für „freche Absage“
Der sieht in der Antwort eine „freche Absage an jegliche Diskussion“ und erklärt in Anlehnung an das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ „die Bahn ist nackt, sie hat zur Kritik an Stuttgart 21 keine Argumente mehr“. Wenn die Bahn schon keine neuen, noch offenen Fragen sehe, so könnte sie doch zumindest die alten noch offenen Fragen beantworten, die Engelhardt ausgemacht hat.
Als Beispiele nennt der Betreiber der Internetplattform wikireal.org den Brandschutz, die Dimensionierung der Fußgängerflächen oder die von den Kritikern angezweifelte Leistungsfähigkeit des Tiefbahnhofs. Leger lasse schwerwiegende Vorwürfe auf der Bahn sitzen. Unwidersprochen dürften die Projektgegner deswegen vom „gefälschten Stresstest“, dem „illegalen Kapazitätsrückbau“ und dem „Betrug zur Leistungsfähigkeit“ sprechen.
Nicht ganz ungeschoren bleiben auch die Oppositionspolitiker im Bundestag von Linke und Grüne, die Anfang Mai eine Anhörung zum Thema im Verkehrsausschuss des Bundestags initiiert hatten. „Fragt nicht mich, warum, Bahn und Bundesregierung nicht noch schärfer angegangen wurden“, sagte Engelhardt ausweislich einer vorab veröffentlichten Rede auf der 272. Montagsdemonstration.