Der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) bestätigt eine Messung im Stuttgart-21-Grundwassermanagement mit einem erhöhten Wert – und fordert mehr Transparenz. Der Streit um die Qualität des Wassers in den blauen Rohren geht weiter.

Stuttgart - Die Stadt Stuttgart hat am Dienstag erklärt, dass im Mai ein erhöhter Wert im Stuttgart-21-Grundwassermanagement gemessen worden war und damit die Angaben des Eisenbahn-Bundesamts (EBA) bestätigt. Die Probe sei am 14. Mai am Infiltrationsbrunnen 34 entnommen worden und habe – wie in der StZ bereits am Dienstag berichtet – einen Wert von 22 mg/l abfiltrierbare Stoffe aufgewiesen. Der im Planfeststellungsbeschluss festgelegte Grenzwert beträgt 20 mg/l. Die abfiltrierbaren Stoffe sind feine, nicht gelöste Teilchen, zu denen auch Rost zählt.

 

Das S-21-Kommunikationsbüro hatte in den vergangenen Tagen mehrfach sinngemäß erklärt, dass die gemessenen Werte sich im Rahmen des Planfeststellungsbeschlusses bewegen würden – auch dann noch, als das EBA auf die Stichprobe mit dem erhöhten Wert öffentlich hingewiesen hatte. „Es verwundert doch, wenn es unterschiedliche Ansichten vom Eisenbahn-Bundesamt und der Bahn als Vorhabenträgerin gibt“, sagte der OB Fritz Kuhn (Grüne). Er forderte eine „transparente und klare Information der Öffentlichkeit durch das Kommunikationsbüro über das Grundwassermanagement bei Stuttgart 21“.

Kuhn verteidigt Amt

Zugleich verteidigte Kuhn das städtischen Amt für Umweltschutz, auf das sich beispielsweise das S-21-Kommunikationsbüro in seinen Erklärungen berufen hatte. „Die Stadt ist ihrer Verantwortung gerecht geworden und hat nach ersten Erkenntnissen über sogenanntes Rostwasser auf Kontrollen gedrungen“, sagte Kuhn. Diese Kontrollen fänden nun auf Anordnung des EBA statt, und „die Ergebnisse hat unser Umweltamt kritisch im Blick“, sagte Kuhn. Das Amt überwache im Auftrag des EBA, aber „in eigener Verantwortung“ die Baustellen und prüfe die Einhaltung der Auflagen.

Ausgelöst hatten die Debatte um die Rostbelastung des Wassers die S-21-kritische Gruppe Ingenieure 22. Sie hatte im Frühjahr Proben entnommen und das sichtbar rostbraune Wasser von unabhängigen Labors untersuchen lassen – mit dem Ergebnis stark erhöhter Werte. Die Ingenieure 22 befürchten eine Gefährdung des Grund- und Mineralwassers. Zugleich sahen sie ihren Verdacht bestätigt, dass die „blauen Rohre“ des Grundwassermanagements innen rosten. Sie stellten mittlerweile Strafanzeigen wegen des Verdachts einer Umweltstraftat, auch gegen das Umweltamt.

Proben ohne klares Ergebnis

Kuhn sagte, das Amt habe nach den ersten Hinweisen sofort Stichproben veranlasst, die den Verdacht auf Rostwasser nicht bestätigt hätten. Bei der Mitte Mai genommenen Probe vom Brunnen 34 habe es aber den erhöhten Wert gegeben, eine Woche später seien dort und an zwei weiteren Brunnen aber keine Überschreitungen mehr festgestellt worden. Drei Tage, nachdem nach einem Lkw-Unfall Ende Juni rostfarbenes Wasser aus Rohren austrat, habe das Amt eine intensivere Überwachung empfohlen, die das EBA dann abgeordnet habe. Bisher seien zweimal Proben an 19 Brunnen geprüft worden – mit unkritischen Werten.