Sie hätten Gespräche zwischen Befürwortern und Gegner begrüßt, wenn aber Gespräche nicht zu einer Lösung und Befriedung führen, sollten die Bürger die Chance bekommen, selbst zu entscheiden, schreiben sie und ergänzen: "Die Entscheidung der Bevölkerung muss dann auch akzeptiert werden." Das Ergebnis lassen sie bewusst offen. "Befürworter und Kritiker hätten die große Chance, die Abstimmung zu gewinnen und danach den Streit zu begraben", heißt es in dem Appell.

Die aktuelle SPD-Führung greift die Anregung auf, betont aber, dass sie das Bahnprojekt "für absolut sinnvoll hält und es weiterhin unterstützen wird". Hilde Mattheis, die als Parteilinke Stuttgart 21 schon lange ablehnt, freut sich indes für ihr ganzes Lager, dass es an der Parteispitze offensichtlich ein Einlenken gibt.

Dagegen hält Ernst Ulrich von Weizsäcker, der Mitunterzeichner des Eppler'schen Appells, Kehrtwendung für einen "nicht zutreffenden Ausdruck". Der früherer Stuttgarter Bundestagsabgeordnete sagte, "wenn das Volk rebelliert, ist es für eine Volkspartei völlig unvermeidlich, sich damit auseinanderzusetzen". Eine Bürgerbefragung sieht er als "demokratische Lockerung aus der gegenwärtigen Verfestigung".

Die Grünen, die als einzige Landtagsfraktion Stuttgart 21 ablehnen, begrüßen den Vorschlag der SPD, einen Volksentscheid durchzuführen, grundsätzlich. Wenn der Plan praktikabel und juristisch einwandfrei sei, unterstützen Silke Krebs, die Landesvorsitzende, und Winfried Kretschmann, der Fraktionschef, ihn ausdrücklich. Schon jetzt bedeute der Vorstoß der SPD, dass von einer Unumkehrbarkeit von Stuttgart 21 künftig nicht mehr die Rede sein könne, heben die Grünen hervor.