Die Bahn beginnt am Montag mit dem Bau des Stuttgart-21-Tunnels bei der Rastanlage Denkendorf auf der A 8. Die sechs Fahrspuren werden verschwenkt, bleiben aber bestehen. Außerdem gilt auf diesem Abschnitt dann Tempo 80. Es drohen lange Staus.

Stuttgart - Die Autofahrer auf der A 8 zwischen Stuttgart und Wendlingen (Kreis Esslingen) bekommen von kommender Woche an einen Vorgeschmack, was in den nächsten Jahren zu ihrem ständigen Begleiter werden wird. Bei der Tank- und Rastanlage Denkendorf werden von Montag, 25. August, an die Fahrspuren um einige Meter verlegt. Diese Regelung gilt für die kommenden drei Jahre, während ein Tunnel für die S-21-Neubaustrecke nach Ulm unter der Autobahn gegraben wird. Ähnliches ist von kommendem Jahr an auch auf Höhe des Messeparkhauses beim Stuttgarter Flughafen geplant: Dort sollen Tunnel für den Anschluss des – noch nicht genehmigten – Filderbahnhofs gebaut werden. Dafür wird die A 8 ebenfalls über viele Monate hinweg verschoben.

 

Zunächst werden vom kommenden Montag an bei Denkendorf die drei Fahrspuren Richtung München auf einer Länge von rund einem Kilometer eingeengt und Richtung Mittelstreifen verschoben. Das ist notwendig, um den Standstreifen zu verbreitern – die Vorbereitung für weitere Bauphasen, in deren Verlauf dann alle sechs Spuren, also auch die Richtung Stuttgart, um einige Meter nach Norden verlegt werden sollen.

Tempo 80 gilt im Verschwenkungsbereich

Gleichzeitig wird die Höchstgeschwindigkeit in diesem Bereich auf 80 Kilometer pro Stunde begrenzt. Wie groß die Auswirkungen auf den Verkehr sein werden, kann momentan niemand sagen. Optimisten hoffen darauf, dass der Erhalt der sechs Fahrspuren dafür sorgt, dass der Verkehr weiter flüssig laufen wird. Pessimisten befürchten, dass insbesondere im nach den Sommerferien Mitte September wieder einsetzenden Berufsverkehr schon diese Maßnahmen die Staugefahr auf dem stark befahrenen Abschnitt erhöhen.

Das S-21-Kommunikationsbüro hat jetzt über die Arbeiten informiert, vor wenigen Wochen hatte bereits das Regierungspräsidium Stuttgart (die StZ berichtete) darauf hingewiesen. Nötig seien „umfassende Informationen der Autofahrer“, sagte damals Regierungspräsident Johannes Schmalzl (FDP). Zusammen mit Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) warnte er auch davor, dass die Staugefahr wachsen werde. Störungen ließen sich nicht vermeiden, „auch wenn wir gut planen“, sagte Hermann.

Das Regierungspräsidium erklärte nun, es sei von der Bahn „bereits frühzeitig in die Verkehrsphasenplanung eingebunden“ worden, so Andreas Hollatz, Leiter der Abteilung Straßenwesen und Verkehr im Regierungspräsidium Stuttgart. Die einzelnen Phasen seien abgestimmt worden, „so dass die Eingriffe auf das unumgänglich notwendige Maß reduziert werden“.

Nach den bisherigen Planungen sollen in den Nächten von Montag auf Dienstag und von Dienstag auf Mittwoch einzelne Spuren gesperrt werden, um Fahrbahnmarkierungen, Warnbaken und an der Mittelleitplanke Betonschutzwände aufzustellen. Tagsüber stehen von 6 Uhr an die verengten und verschobenen Fahrbahnen komplett zur Verfügung. Der genaue Bauablauf hängt auch von der Witterung ab.

Der Tunnel unter der A 8 ist 770 Meter lang

Die Neubaustrecke verläuft vom Portal des Fildertunnels in Stuttgart-Fasanenhof zunächst nördlich der Autobahn und wechselt an der Rastanlage Denkendorf auf die südliche Seite. Die Autobahn wird in einem rund 770 Meter langen Tunnel unterquert, der in offener Bauweise erstellt – also klassisch ausgegraben und nicht unter der Erde gebohrt oder vorangetrieben wird. „Da wir in offener Bauweise bauen, ist eine Verlegung der Autobahn in mehreren Bauphasen erforderlich“, sagt Christophe Jacobi, der Projektleiter für die S-21-Abschnitte auf den Fildern. Der Aushub und der Tunnel wird in – vermutlich drei – Abschnitten hergestellt. Soll heißen: ein Abschnitt wird mit Deckel erstellt, darauf kann dann wieder die Fahrbahn gelegt werden – und für den nächsten offenen Abschnitt werden die Spuren erneut verschoben. „Die sechs Fahrspuren bleiben vor allem in den Hauptverkehrszeiten während der gesamten Bauzeit von etwa drei Jahren erhalten“ erklärt Jacobi.

Außer dem eigentlichen Tunnel werden auch Trog- und Stützbauwerke sowie am Ostportal des Tunnels ein Rettungsplatz gebaut. Den Auftrag hat die Bahn an die Arbeitsgemeinschaft aus der Johann Bunte Bauunternehmung aus dem niedersächsischen Bad Bentheim und dem Ingenieur- und Kraftwerksbau Heitkamp aus Herne (Nordrhein-Westfalen). Das Volumen liegt bei knapp 40 Millionen Euro.

Die Verlegungen sind nicht die einzigen Arbeiten an der Autobahn im Zuge des S-21-Projekts. Die Anschlussstellen Wendlingen/B 313, Esslingen und Stuttgart-Plieningen werden in den kommenden drei Jahren ebenfalls umgebaut und teilweise auch verlegt. Zudem werden für die Baufahrzeuge von S 21 acht provisorische Auf- und Abfahrten eingerichtet.