Soll auch das markante Gebäude der alten Bahndirektion an der Heilbronner Straße für Stuttgart 21 abgerissen werden? OB Schuster lehnt diesen Vorschlag der Bahn ab.

Stuttgart - Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) ist gegen den kompletten Abriss des alten Bahndirektionsgebäudes. „Dieser Bewertungsprozess ist bei der Stadt bereits abgeschlossen: Wir halten die planfestgestellte Lösung für die Bahndirektion nach wie vor für die beste“, ließ Schuster über seinen Pressesprecher Markus Vogt mitteilen. Damit reagierte die Stadt auf die im Stuttgart-21-Arbeitskreis der Projektpartner von der DB Projektbau aufgezeigte Möglichkeit, aus Kostengründen nicht nur die hinteren drei Gebäude abzureißen, sondern auch das markante an der Heilbronner Straße. In dieser nicht-öffentlichen Sitzung hatte bereits Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) den Vorschlag heftig kritisiert. Die Debatte war bereits vor zehn Jahren im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens geführt worden. Sie endete mit dem Beschluss, einen Teil stehen zu lassen.

 

Der CDU-Fraktionschef Alexander Kotz begrüßt, dass die Bahn Einsparpotenziale vorschlägt; allerdings dürften diese Möglichkeiten keine sicherheitsrelevanten Auswirkungen haben oder nicht angemessene negativen Veränderungen nach sich ziehen. Dazu zähle aber der Gesamtabriss der „stadtbildprägenden Bahndirektion“. Der FPD-Kollege Bernd Klingler sagte, er sähe bei einem Komplettabriss die Glaubwürdigkeit der Befürworter gefährdet, die das bisher verhindert habe: „Man kann schließlich nicht alles mit Geld aufwiegen.“

SPD und Grüne:„Komplettabriss kommt nicht in Frage“

Die Grünen-Fraktion im Gemeinderat übte scharfe Kritik: Die Bahn habe zugesagt, bei S 21 im Kostenrahmen zu bleiben. „Was sie uns nicht gesagt hat, war, dass sie das nur erreicht, wenn sie dafür die Innenstadt plattmacht“, so Stadtrat Michael Kienzle. Die Bahn suche Einsparpotenziale, wo es der Stadt, nicht aber der Bahn wehtue. Der Abriss der Direktion komme jedenfalls nicht infrage. Die SPD ist über das Ansinnen der Bahn „höchst verwundert“, so die Fraktionsvorsitzende Roswitha Blind. Ein Komplettabriss komme „keinesfalls in Frage. Wir wollen keine geschichts- und gesichtslose Stadt“.

Die Architekten für K 21 fürchten, die Bahn wolle „die von CDU, SPD und FDP in Stadt und Land sanktionierte Kulturbarbarei in Stuttgart noch einmal überbieten“. Das Direktionsgebäude sei ein „wichtiges, das Stadtbild prägendes Baudenkmal“. Der Komplex wurde von 1911 bis 1912 von den Württembergischen Staatsbahnen fast zeitgleich zum Wettbewerb für den Bau des Kopfbahnhofs gebaut. Es handele sich „um eines der letzten Bauwerke in Stuttgart aus der Phase des Historismus“.