Eine Initiative wollte in den frühen Morgenstunden des Sonntags die Geräuschkulisse nachstellen, die aus ihrer Sicht durch den Betrieb des geplanten Abstellbahnhofs entstehen würde. Das ist nun verboten worden.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Das Ordnungsamt hat eine für die Nacht auf Sonntag geplante Lärmsimulation gestoppt. In den frühen Morgenstunden zwischen 1 und 5 Uhr wollten Mitglieder des „Infobündnisses Zukunft Schiene Obere Neckarvororte“ jene Geräuschkulisse nachstellen, die sich aus ihrer Sicht durch den Betrieb des beim Projekt Stuttgart 21 geplanten Abstell- und Wartungsbahnhofs ergeben würde. 30 bis 40 Töne je Minute mit einer Lautstärke von 107 Dezibel sollten einen Eindruck von dem Lärm vermitteln. Dazu kommt es nicht. Das Amt für öffentliche Ordnung hat am Freitag per Verfügung die Veranstaltung untersagt. Es gelte, die Nacht- und Sonntagsruhe zu schützen. Sollte sich die Initiative der Verfügung widersetzen, drohen polizeiliche Maßnahmen.

 

Die Polizei war längst informiert

Bei der Organisatoren ist man über diese Entwicklung überrascht. Der örtliche Polizeiposten sei seit 20. August über das Vorhaben informiert. „Und bei einem Telefonat mit dem Ordnungsamt hat man uns gesagt, dass wir maximal mit einem Bußgeld wegen Ruhestörung zu rechnen hätten“, sagt Sabine Reichert vom Infobündnis. Man werde gegen die Verfügung Widerspruch einlegen. Der wird allerdings nichts daran ändern, dass die nächtliche Hupaktion zunächst verboten ist, denn das Ordnungsamt hat den Sofortvollzug der Verfügung angeordnet.

Sabine Reichert verhehlt allerdings auch nicht, dass das Bündnis ganz gut mit der Verfügung leben könne. „Schließlich wird darin festgestellt, dass der Lärm vollkommen inakzeptabel ist“, sagt sie. Eben jener Lärm werde aber Untertürkheim belasten, wenn der Bahnhof wie geplant gebaut wird. Allerdings sind die Bahnpläne noch gar nicht genehmigt. Im Anhörungsverfahren können Betroffene Einwände vorbringen und Bedenken geltend machen. Das Ordnungsamt weist in seinem Schreiben auch darauf hin, dass in eben jenem Verfahren der Bahn Auflagen erteilt werden könnten, um die Anwohner vor zu viel Lärm zu schützen.

Bahn wollte Fläche zur Verfügung stellen

Die Bahn selbst war über die Pläne der Initiative informiert, Eckart Fricke, der Konzernbevollmächtigte für Baden-Württemberg, sogar eingeladen. Ursprünglich sollten die Warntöne von einem Bahngelände aus abgegeben werden. Dazu hätten die Mitglieder der Initiative allerdings ein Gleis überqueren müssen, was die Bahn untersagte. Einverstanden war das Unternehmen hingegen damit, dass die Aktion stattdessen auf einem ihrer Parkplätze an der Augsburger Straße stattfinden sollte – sofern es eine behördliche Genehmigung dafür geben würde. Nun ist die Initiative hingegen überzeugt, dass „großes Interesse von Seiten der Deutschen Bahn“ vorliege, „diese Lärmsimulation auf jeden Fall zu verhindern“, hieß es am Freitag.

Das Nachstellen der Geräuschkulisse hätte als Teil des Aktionstages „Potz Blitz, betrifft Stuttgart 21 auch mich?“ stattfinden sollen, bei dem Initiativen am Samstag an verschiedenen Orten in der Stadt, aber auch in Ludwigsburg und Tübingen auf die lokalen Auswirkungen des Projekts aus ihrer Sicht hinweisen wollen. Am kommenden Montag wird die Montagsdemonstration nach Bad Cannstatt ausweichen. Auf der Kursaalwiese wird ab 18 Uhr auf die von den Projektgegnern befürchtete Bedrohung des Mineralwassers hingewiesen.