Für die S-Bahn-Nutzer auf den Fildern könnte ein Umdenken bei der Gäubahntrasse Vorteile bedeuten. Entsprechend positiv sind die Reaktionen auf die neuesten Nachrichten zu dem Verkehrsprojekt im Rahmen von Stuttgart 21.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder/Leinfelden-Echterdingen - Der Grünen-Bundestagsabgeordnete aus Filderstadt, Matthias Gastel, begrüßt, dass über die Pläne für die Gäubahnführung neu nachgedacht werde. Anlass ist der geplante Deutschland-Takt, der Städte mit einem 30-Minuten-Rhythmus verbinden sollen. Ob ein Tunnel die richtige Lösung für die Gäubahn sei, müsse sich noch zeigen, schreibt das Mitglied des Bundesverkehrsausschusses. Dass aber der Mischverkehr auf dem Zubringer zum Flughafen offenbar nicht mehr als tragfähig gelte, sei eine gute Nachricht. Auch für die Filder.

 

Denn Gastel leitet daraus ab, dass sich dadurch einiges im Bauablauf ändern würde. Die komplizierten Umbauten am Airport für ein drittes Gleis fielen weg – und möglicherweise auch ein saurer Apfel für die Filderstädter. „Damit muss auch die mindestens einjährige Betriebsunterbrechung der S-Bahn zwischen dem Flughafen und Filderstadt vom Tisch sein“, kommentiert Gastel. Nun müsse unbedingt über einen Viertelstunden-Takt nach Filderstadt gesprochen werden.

Das sei nicht zumutbar für die Fahrgäste

Der Wermutstropfen: Da nun über eine Tunnellösung nachgedacht werde, bedeute dies für die Gäubahnanbindung über den Flughafen zum Hauptbahnhof mutmaßlich eine weitere zeitliche Verzögerung und längeres Umsteigen für Reisende aus Richtung Süden in Stuttgart-Vaihingen. „Dies ist unzumutbar und hätte Fahrgastverluste zur Folge. Umso wichtiger ist, dass der Hauptbahnhof über die innerstädtische Gäubahntrasse anfahrbar bleibt“, schreibt er. Es müsse unbedingt eine Übergangslösung her.

Positiv äußert sich auch Ilona Koch, CDU-Fraktionssprecherin im Gemeinderat von L.-E.; sie hatte sich mit anderen beim Bundesparteitag der Christdemokraten für mehr Tempo bei ÖPNV-Projekten eingesetzt. Sie hatte auch ein Projekt von den Fildern in Berlin platziert: den aus ihrer Sicht überfälligen vollständigen zweigleisige Ausbau der Gäubahn von Singen zum geplanten Flughafenbahnhof. In den Bundesrat schaffte es der Vorschlag, scheiterte dort aber. Koch, die auch Kreis- und Regionalrätin ist, freut sich, dass wieder Schwung in die Debatte komme. Auch sie sieht den Vorteil, dass die S-Bahn-Strecke nach Filderstadt nicht unterbrochen werden müsste. Und: „Das Thema Mischverkehr wäre für Leinfelden-Echterdingen endlich obsolet – ohne neuerliches Stressgutachten“, schreibt Koch.

Die Sorgen: mehr Lärm und unpünktlichere S-Bahnen

In Leinfelden-Echterdingen sollte – nach Redaktionsschluss – am Dienstagabend im Gemeinderat über die neusten Entwicklungen gesprochen werden. Die Kommune zeigte sich zuletzt äußerst kritisch, nachdem ein Verkehrsgutachten deutliche Bedenken angemeldet hatte beim Mischverkehr zwischen der Rohrer Kurve und dem Flughafen. In einer Mitteilung vom Dienstag begrüßt die Verwaltung die neuen Überlegungen zur Trassenführung. In L.-E. befürchte man bei einer Umsetzung der bisherigen Pläne mehr Lärm und unpünktlichere S-Bahnen. Die Stadt Leinfelden-Echterdingen sehe sich in ihrer Kritik an den bisherigen Planungen bestätigt und unterstütze die neuen Überlegungen, teilt die Verwaltung noch vor der Gemeinderatssitzung mit.

Ein weiterer positiver Aspekt: Leinfelden-Echterdingen würde von einer besseren Einbindung des Flughafenknotens in den Fernverkehr dank Deutschland-Takt profitieren. Je nach Bahnhofslösung werde das Umsteigen am Flughafen von Gäubahn zu ICE nach Stuttgart oder Ulm und möglicherweise auch der S-Bahn wesentlich erleichtert, da die Umsteigewege kürzer und dadurch schneller seien.