Die Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 fühlen sich von einem Wahlplakat der Grünen in Stuttgart provoziert. Die Partei wehrt sich gegen die Vorwürfe: Mit dem Bahnprojekt habe das kritisierte Baum-Foto nichts zu tun.

Digital Desk: Jörg Breithut (jbr)

Stuttgart - Die Grünen bringen mit einem Wahlplakat die Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 gegen sich auf. Mit dem Motiv eines Baumes wirbt die Partei im Vorfeld der Kommunalwahl für Stuttgart als umweltfreundliche Stadt. Das Plakat zeigt das Agenturfoto eines prächtigen Baumes in einer Parkanlage, darüber steht die Botschaft: „Auch so sehen Standortvorteile aus.“

 

Die Gegner des Tiefbahnhofs sehen darin eine Provokation. Sie werfen den Grünen eine Doppelmoral vor: Erst seien die Baumfällarbeiten im Stuttgarter Schlossgarten von der grün-roten Landesregierung genehmigt worden, nun werbe die Partei mit gesunden Bäumen in der Innenstadt.

Auf seinem Blog schreibt der Projektgegner Alexander Schäfer, man sehe seit dem Wochenende nun „Plakate der sogenannten Grünen, welche vor Heuchelei kaum zu überbieten sind“. Schließlich habe die Landesregierung unter dem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann im Mittleren Schlossgarten hunderte Bäume roden lassen, um darauf eine „Brachen-Landschaft für ihr Immobilienprojekt Stuttgart 21 zu kultivieren“.

Kreativer Spott bei Twitter

Auch im Forum der „Parkschützer“ beklagen sich die Projektgegner über das Wahlplakat. „Unglaublich sowas“, schreibt dort ein Nutzer. Ein anderer kommentiert das Motiv mit den Worten: „Lautet das Motto bei der Kommunalwahl eigentlich, wer hängt das idiotischste Wahlplakat auf?“

Auf Twitter machen sich Projektgegner mit Fotomontagen lustig über die Kampagne. So ist auf einem abgewandelten Wahlplakat-Foto bei Twitter ein Kranfahrzeug zu sehen, das einen Baum neben einem Schild mit der Aufschrift „Landschaftsschutzgebiet“ fällt. Eine weitere Plakat-Montage ist mit einem schwarz-weißen Foto der Stuttgart-21-Baustelle bebildert.

Grüne: Plakat soll keine Provokation sein

Den Protest gegen das Plakat kann man bei den Grünen nicht nachvollziehen. Laut Petra Rühle, der Kreisvorsitzenden der Partei, hat das Motiv nichts mit Stuttgart 21 zu tun. „Wir wollen niemanden mit dem Plakat provozieren“, sagt Petra Rühle gegenüber stuttgarter-zeitung.de. Es gehe vielmehr um die Bedeutung von Natur in der Stadt für Mensch und Umwelt und den Erhalt von Grünflächen. Man habe als Partei immer versucht, die Abholzung der Bäume im Schlossgarten zu verhindern. „Es gibt immer mal wieder Niederlagen, aber wir sind die einzigen, die sich für die Natur und eben auch die Bäume in Stuttgart stark machen.“

Für die Grünen ist die Kritik der Projektgegner kein Grund, etwas an der Kampagne zu ändern. Die Wahlplakate mit dem Baum-Motiv bleiben hängen, sagt Petra Rühle. Seit dem Wochenende schmücken die Wahlplakate für die Kommunalwahl die Landeshauptstadt. In den kommenden sechs Wochen gehen Parteien und Gruppierungen für den Wahltag am 25. Mai in der Öffentlichkeit auf Stimmenfang.

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