Nach der Auftrennung der Flughafenanbindung in zwei Planungsabschnitte erinnern Land, Stadt und Region die Bahn an ihre eigene Vorgaben für Stuttgart 21. Während das gesamte Projekt 2021 fertig sein soll, könnte das dritte Gleis an der S-Bahn-Station Terminal ein bis zwei Jahre Verspätung haben.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Am Ende hat sich die Begeisterung unter den S-21-Projektpartnern in erkennbaren Grenzen gehalten. Er habe „bis zum Schluss dafür gekämpft, dass alles gleichzeitig fertig wird“, sagte Thomas Bopp, der Vorsitzende des Verbands Region Stuttgart, am Dienstag auf Anfrage der StZ. Dass es nun anders kommt und die Bahn tatsächlich den Gäubahnanschluss des Flughafens über ein drittes Gleis an der S-Bahn-Station Terminal aus dem Gesamtprojekt Stuttgart 21 herauslöst, überraschte den CDU-Politiker dennoch nicht: Das sei nach dem Spitzengespräch der S-21-Partner am vergangenen Freitag in Berlin „zu erwarten gewesen“. In Anbetracht der Gesamtgemengelage sei diese Trennung „aber das kleinste Übel“. Und darüber hinaus hoffe er, „dass die Bahn jetzt schnell in die Planung für das dritte Gleis einsteigt, damit der Zeitverzug möglichst gering wird“.

 

Schoefer bezweifelt Inbetriebnahme bis Ende 2021

Die Bahn selbst geht ausweislich ihrer Mitteilung vom Dienstag davon aus, dass der neue Planfeststellungsabschnitt 1.3b „ein bis zwei Jahre später fertig wird“ als der Rest von Stuttgart 21. „Wenn man aber nicht weiß, wann der Rest fertig wird, weiß man auch nicht, wann ein zwei Jahre später ist“, kommentierte Flughafen-Geschäftsführer Walter Schoefer den Vorgang gallenbitter. Dass der Tiefbahnhof im Stuttgarter Kessel mitsamt der Neubaustrecke nach Ulm und deren Anbindung an den Manfred-Rommel-Flughafen – Letztere läuft im Bahnjargon jetzt unter dem Namen „Planfeststellungsabschnitt 1.3a“ – Ende 2021 in Betrieb geht, wie von der Bahn geplant, bezweifelt Schoefer ebenso wie viele andere Projektbeteiligten. Denn auch der besagte Abschnitt 1.3a ist vom Eisenbahn-Bundesamt noch nicht genehmigt. Gleichwohl pocht er darauf, Chancen zu „einer zeitlichen Optimierung“ zu nutzen, „aber einen Blankoscheck für die Bahn unterschreibe ich nicht“, sagte Schoefer.

Oberbürgermeister Fritz Kuhn hat das große Ganze im Auge

Das beurteilt man im baden-württembergischen Verkehrsministerium ganz ähnlich. Zwar trage man die von der Bahn bereits avisierte Aufteilung mit, sagte ein Sprecher von Minister Winfried Hermann (Grüne) am Dienstag. Gleichzeitig betonte er aber, „dass wir die Sache kritisch sehen und auch auf einige Risiken hingewiesen haben“. Dass das größte Risiko darin bestehen könnte, dass die Projektpartner erpressbar wären, falls die Bahn plötzlich bemerkt, dass auch die Dritte-Gleis-Lösung teurer wird, wollte der Ministeriumssprecher nicht bewerten. Tatsache sei aber, dass das Land über den Ausbau der Vaihinger S-Bahn-Station zum Regionalbahnhalt die Anbindung der Gäubahn gewährleiste. „Wenn man bedenkt, dass die Bahn vor nicht allzu langer Zeit gesagt hat, dass man diesen Halt gar nicht mehr braucht, dann ist man jetzt doch ziemlich froh über die Beharrlichkeit des Ministers“, meinte der Hermann-Sprecher – und kündigte an, dass der Ausbau des Vaihinger Bahnhofs „zügig vonstatten gehen wird“.

Fritz Kuhn hat derweil vor allem das große Ganze im Auge. Von Cannes aus, wo er auf der Immobilienmesse Mipim weilt, ließ der Stuttgarter Oberbürgermeister mitteilen, dass „das Projekt schnell vorankommen und im Zeitrahmen fertig werden“ müsse. Wenn die Bahn dafür „die Trennung der Planung als geeignet betrachtet, verschließen wir uns dem nicht“.