Die rechtlichen Voraussetzungen für das Aufstellen des Bauzauns seien erfüllt, betonte der Polizeipräsident Siegfried Stumpf, der den Einsatz vor dem Hauptbahnhof selbst leitete. Man habe sich den Tag bewusst ausgesucht, weil wegen des Gelöbnisses der Bundeswehr auf dem Schlossplatz ohnehin viele Einsatzkräfte in der Stadt gewesen seien. Diese Kapazitäten habe man für den Einsatz nutzen wollen. "Wenn wir es später gemacht und angekündigt hätten", so Stumpf, "dann wäre das schnell bekannt geworden."

Lange hatte es freilich auch am Freitagabend nicht gedauert, bis sich das Lager der Stuttgart-21-Gegner formiert hatte. Immer mehr Demonstranten zogen im Laufe des späten Abends vor dem Bahnhof, insgesamt waren es rund 1000 Projektgegner. Sie skandierten "Wir bleiben hier", "Unser Bahnhof" und "Oben bleiben". Die Polizei versuchte mehrfach mit einer Durchsage, dass der Platz sofort zu räumen sei, dagegenzuhalten, wurde aber ein ums andere mal niedergepfiffen. Wie die Polizei mitteilte, müssen elf Demonstranten mit Anzeigen rechnen. Ihnen wird unter anderem Widerstand gegen die Polizei, Beleidigung, Körperverletzung und Nötigung vorgeworfen.



In erster Reihe der Protestierer stand neben dem SÖS-Stadtrat Hannes Rockenbauch auch der Grünen-Fraktionsvorsitzende Werner Wölfle, der immer wieder versuchte die aufgebrachten Demonstranten zu beruhigen. Er wurde zusammen mit Rockenbauch von der Polizei weggetragen, beide Stadträte durfte sich aber gleich darauf wieder in die Menge der Aktivisten einreihen. Gegen 23 Uhr hatte die Baufirma dann trotz der massiven Proteste den Metallzaun vor dem Nordflügel aufgestellt und verankert. Um zu verhindern, dass er gleich wieder eingerissen wird, wurde er die ganze Nacht von der Polizei gesichert. Wie ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur ddp sagte,hätten einige Demonstranten über Nacht vor dem Gebäude ausgeharrt. Für Samstag um 12 Uhr hatten "Stuttgart 21"-Gegner zu einer weiteren Demonstration aufgerufen.