Der S-21-Architekt Christoph Ingenhoven weist den Vorwurf zurück, mit der Kritik an der Stadt lediglich rund um den Bahnhof weitere Aufträge an Land ziehen zu wollen. Er verweist auf das Gebiet, das 1997 zur Überplanung ausgeschrieben war.
Stuttgart - Christoph Ingenhoven, Architekt des neuen Tiefbahnhalts in Stuttgart, weist den Vorwurf zurück, mit der Kritik an der Stadt lediglich rund um den Bahnhof weitere Aufträge an Land ziehen zu wollen. Der Düsseldorfer Planer weist auf das Wettbewerbsgebiet hin, das 1997 zur sogenannten Überplanung ausgeschrieben war. Das reicht in etwa vom Wullesteg im Nordosten über das Portal des Wagenburgtunnels in den Oberen Schlossgarten führend weiter entlang der Schillerstraße und dem Arnulf-Klett-Platz bis vor die ehemalige Bahndirektion. Von dort geht der Bereich weiter über den Kurt-Georg-Kiesinger-Platz weit ins heutige Gleisvorfeld des Bahnhofs ragend und in gerader Linie nördlich des Biergartens und des Planetariums wieder zum Wullesteg.
Nach Lesart von Ingenhoven obliegen ihm mit dem Zuschlag im Wettbewerb auch die weiteren Planungen. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die Grundsätze und Richtlinien für Wettbewerbe auf den Gebieten der Raumplanung, des Städtebaus und des Bauwesens. Das Regelwerk, kurz GRW, schreibt das Vorgehen bei Planungswettbewerben fest.
Weit mehr als nur ein Architektenentwurf
Im Ausschreibungstext des 1997 von der Deutschen Bahn unter Beteiligung des Landes Baden-Württemberg und der Stadt Stuttgart ausgelobten Wettbewerbs hieß es unter anderem: „Darüber hinaus ist die städtebauliche, gestalterische und funktionale Einbindung des neuen Hauptbahnhofs in das städtebauliche Umfeld und die Schlossgartenanlagen herzustellen.“ Zu dem damaligen Wettbewerb waren ausschließlich Arbeitsgruppen zugelassen, die Vertreter der Fachrichtungen Architekten/Stadtplaner, Ingenieure der Tragwerksplanung, Verkehrsplaner sowie Garten- und Landschaftsarchitekten in ihren Reihen haben. Diese Zusammensetzung zeige auch, dass es um weit mehr als einen bloßen Architektenentwurf für den eigentlichen Bahnhofsbau gegangen sei, so Ingenhoven.
In einer ersten Phase nach dem Wettbewerb habe sein Büro auch mit dem Land zusammen an einem „Parkpflegewerk“ gearbeitet. Für die Stadt habe er Pläne im Bereich der Haltestellenunterführung an der Willy-Brandt-Straße gefertigt. Beide Arbeiten gingen über den eigentlichen Bahnhofsbau hinaus, erklärt der Architekt. Im Gespräch mit der StZ untermauert er seine bei der Grundsteinlegung erhobene Forderung, die Stadt müsse bei der Planung für das Bahnhofsumfeld einen Zahn zulegen – zumindest an der Schnittstelle zur City. Warte man damit bis zur Fertigstellung des Bahnhofs drohe an dieser wichtigen Stelle für die Stadtentwicklung ein Stillstand.
Weiterer Wettbewerb in Erwägung gezogen
Dass die Stadt Stuttgart nun einen weiteren Wettbewerb für die Klett-Passage in Erwägung ziehe, habe man ihm bei einem Gespräch im Rathaus mitgeteilt. Ein Brief, in dem er Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Baubürgermeister Peter Pätzold (beide Grüne) sein Befremden über dieses Vorgehen mitgeteilt habe, sei bis dato unbeantwortet geblieben.
Womöglich hat auch die Bahn selbst noch ein Wort mitzureden, wenn es um die Zukunft der Klett-Passage geht. Denn die Stadt ist in dem mittlerweile mehr als 40 Jahre alten unterirdischen Verbindungsbauwerk mit Einkaufsmöglichkeit nicht alleinige Hausherrin.
„Die DB Station & Service AG ist Minderheitsmiteigentümer der Klett-Passage“, erklärt ein Bahn-Sprecher auf Anfrage. Die Landeshauptstadt sieht das anders: „Die Passage gehört der Stadt, wir haben die Rechte an die SSB abgetreten“, sagt ein Stadtsprecher.