Ehe am Montag der Lenkungskreis die Neuplanung des Stuttgart-21-Abschnitts am Flughafen auf den Weg bringt, haben Projektgegner ihre Kritik erneuert. Auch ein drittes Gleis bringe nur wenig.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Eigentlich sollte Eisenhart von Loeper am Donnerstag der Presse die juristischen Folgen erklären, die sich aus seiner Sicht aus dem Aus für die sogenannte Antragstrasse ergeben. Mit der hatte die Bahn ursprünglich den Flughafen an die Streckenführung bei Stuttgart 21 anschließen wollen. Doch dann erhielt der Sprecher des Aktionsbündnis gegen S 21 Post vom Anwalt der Stadt, mit dem er am kommenden Dienstag vor dem Verwaltungsgerichtshof in Mannheim die Klingen kreuzen wird. Thema: die Zulässigkeit des zweiten Bürgerbegehrens gegen den Bahnhofsumbau. Also musste sich von Loeper am Donnerstag kurzfristig entschuldigen lassen. Die kleine Episode mag sinnbildlich für den nicht nachlassenden Kampf einiger Aktivisten gegen Stuttgart 21 stehen. Auch durch den Schlossgarten rollende Bagger und die wöchentlich von der Bahn bekannt gegebenen Fortschritte beim Tunnelbau entmutigen die Hartgesottenen nicht.

 

Siegel sieht die Planungen „zurück auf Los“

Aus deren Sicht gibt die Bahnplanung immer noch ausreichend Anlass zur Kritik. Die vorzutragen übernahm an von Loepers Stelle Steffen Siegel, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Filder, die in den zurückliegenden Jahrzehnten mal mit mehr mal mit weniger Erfolg gegen Flughafenausbau und Messeansiedlung auf den Fildern zu Felde gezogen ist. Siegel warnt vor einem „Hoppla-Hopp-Verfahren“, in dem die Bahn von ihrer ursprünglichen Planung auf die Variante mit dem dritten Gleis an der S-Bahnstation Flughafen umschwenken wolle. Zunächst müsse das laufende Planverfahren formal abgeschlossen und ein neues begonnen werden. „Auf den Fildern bedeutet das zurück auf Los“, sagte Siegel. Am Ende eines neuen Genehmigungsverfahrens könne aber auch nicht die Variante Drittes Gleis stehen, die eigentlich bei der Lenkungskreissitzung am Montag von den Projektpartnern Bahn, Land, Region und Stadt endgültig auf den Weg gebracht werden soll. Diese Planung behebt aus Siegels Sicht die Mängel der Antragstasse nicht. „Es bleibt beim Mischverkehr zwischen Rohr und Flughafen, bei dem sich S-Bahn und Züge des Fern- und Regionalverkehrs dieselben Gleise teilen müssen“. Ein Zuwachs auf der Schiene sei so schon gar nicht möglich.

Die Auswirkungen, die ein solch bunter Mix an Zuggattungen haben könnte, skizzierte Andreas Kegreiß, Vorstandsmitglied bei Pro Bahn im Land. Er warnte davor, dass sich durch den geplanten Gleiswechsel, der es Zügen in Leinfelden ermöglichen soll, auch das Gleis der Gegenrichtung zu benutzen und der Bestandteil der Dritte-Gleis-Lösung ist, die Verspätung einzelner Züge nicht nur auf Züge in gleicher Fahrtrichtung, sondern auch auf den Gegenverkehr auswirken können. Das Gesamtgefüge sei labil, ein Kollaps des Bahnbetriebs rund um den Flughafen wahrscheinlich.

Plädoyer für Erhalt der Panoramastrecke

Als Alternative zeigte Frank Distel von der Schutzgemeinschaft Überlegungen, wie Züge der Gäubahn über die Panoramastrecke in den Talkessel geführt werden könnten und dort in einem unterirdischen Kopfbahnhof, der im rechten Winkel zum Durchgangsbahnhof liegen soll, halten. Diese Option sei bei Bedarf auch um Gleise Richtung Bad Cannstatt erweiterbar.

Die von der Region geforderte spätere Option, mit S-Bahnzügen vom Flughafen Richtung Neckartal zu kommen, halten die Kritiker für eine Luftnummer. Zumal die östliche Filder von einem solchen Ringschluss nichts habe, da die Züge an den Ortschaften vorbeifahren, statt zu halten, wie Siegel monierte. Klaus Gebhard von der Initiative Parkschützer präsentierte stattdessen Alternativplanungen für eine S-Bahnverbindung von Wendlingen via Köngen und Denkendorf nach Neuhausen, die auch in Abschnitten zu realisieren sei.

Kritik am finanziellen Engagement des Landes

Den einzigen positiven Aspekt, den Siegel den abermaligen Umplanungen auf den Fildern abgewinnen kann, ist der in Aussicht gestellte Ausbau des Halts in Vaihingen zum Regionalbahnhof. Der müsse aber ohnehin kommen, da die Bahn ja die Flughafenanbindung der Gäubahn erst in einem zweiten Schritt realisieren wolle, wenn der Durchgangsbahnhof in der Innenstadt schon in Betrieb ist. Für diese Übergangszeit brauche es den Halt in Vaihingen. Dass das Land dafür Geld ausgeben will, nannte Siegel in einem offenen Brief an Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) „verfassungswidrig“. Die Bahn solle für die Folgen „ihres jahrelangen Missmanagements gerade stehen und das alles selbst bezahlen“, sagte Siegel .