Der Weckruf des Stuttgart-21-Architekten Christoph Ingenhoven löst im Stuttgarter Rathaus Erstaunen aus. Der Düsseldorfer hatte von der Stadt mehr Engagement bei der Gestaltung des Bahnhofsumfelds und der neuen Quartiere gefordert.

Stuttgart - Mit Unverständnis reagiert Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) auf die Aussagen von Christoph Ingenhoven. Der Architekt der Durchgangsstation bei Stuttgart 21 hatte bei seinem Besuch am Dienstag, die Stadt zu mehr Engagement in Sachen Städtebau im Umfeld des neuen Bahnhofs aufgefordert. Es müsse sich um ein Missverständnis handeln, vermutet Peter Pätzold. „Wir sind bereits mit Herrn Ingenhoven zu diesen Themen im Gespräch“, erklärt der Baubürgermeister. OB Fritz Kuhn (Grüne) habe schon vor mehr als einem Jahr Kontakt zu dem Düsseldorfer Architekten aufgenommen, um mit ihm über das Bahnhofsumfeld zu sprechen. „Herr Ingenhoven weiß, dass wir da dran sind, und er weiß auch, dass wir sehr an diesem Thema interessiert sind“, erklärt Peter Pätzold auf Nachfrage.

 

Stadt verweist auf komplexe Abläufe

Der Baubürgermeister, der seit September im Amt und selbst ebenfalls Architekt ist, verweist darauf, dass zur von der Bahn für das Jahr 2021 anvisierten Inbetriebnahme des neuen Bahnknotens die Neuordnung des Umfelds am Bonatz-Bau keinesfalls abgeschlossen sein kann. So könne etwa der Verkehr von der Schillerstraße erst dann auf die Wolframstraße verlegt werden, wenn diese nicht mehr die Brücken des Gleisvorfeldes unterqueren muss. Das setzt aber eine vollständige Abwicklung des Bahnverkehrs durch das Tunnelsystem von Stuttgart 21 voraus. Die Auswirkungen der Verlagerungen auf den City-Ring sind noch unklar. „Eine solche Verkehrsbetrachtung habe ich aber vor Kurzem in Auftrag gegeben“, erklärt Peter Pätzold.

Der langjährige Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stuttgarter Gemeinderat verweist auf die komplexen Bauabläufe bei Stuttgart  21 und die sich daraus ergebenden zeitlichen Abhängigkeiten. Gerade im Blick auf Letztere herrscht immerhin Einigkeit zwischen dem Stuttgarter Architekten und seinem Kollegen aus Düsseldorf: „In der Tat muss man nun in die Planung einsteigen“, sagt Pätzold.

Ingenhoven warnt vor jahrelangem Stillstand

Christoph Ingenhoven hatte am Dienstag bei einem Vor-Ort-Termin im Schlossgarten und später am Abend bei einem Podiumsgespräch der Bahn bei der Industrie- und Handelskammer mehr Verve bei der Entwicklung städtebaulicher Ideen am Bahnhof, aber auch für die neu entstehenden Quartiere auf den heutigen Gleisflächen gefordert. Es dürfe nicht der Zustand eintreten, dass man nach Inbetriebnahme des Bahnhofs in dessen direkter Nachbarschaft noch jahrelang auf eine Brache schauen müsse. Auch darin scheint Konsens mit der Stuttgarter Rathausspitze zu bestehen. Pätzold: „Herr Ingenhoven braucht uns da nicht zu drängen.“