Weil Stuttgart 21 mehrere Jahre Verspätung hat, muss die Bahn die Ausschreibung der Gleisbauarbeiten neu aufrollen. Wie lange das dauern wird, ist unklar.

Stuttgart - Die Bahn muss das Verfahren, in dessen Rahmen sich Unternehmen um den Auftrag für den Gleisbau bei Stuttgart 21 hätten bewerben können, neu aufrollen. Die im April 2016 veröffentlichte Ausschreibung wurde in einer Veröffentlichung des Europäischen Amtsblatts in dieser Woche zurückgezogen. In dem Schreiben wird der aufgelaufene Zeitverzug beim Umbau des Bahnknotens als Grund genannt. Es müsse „Unternehmen am Markt, die sich seinerzeit (April 2016) nicht bewerben wollten oder konnten, die Möglichkeit eingeräumt werden, sich nunmehr am Vergabeverfahren zu beteiligen“, heißt es in der Veröffentlichung. „Demgemäß werden die ausgeschriebenen Leistungen in allernächster Zeit erneut europaweit ausgeschrieben werden“, steht in der Verlautbarung. Wie der neue Zeitplan aussieht, war bei der Bahnprojektgesellschaft Stuttgart-Ulm (PSU) zunächst nicht zu erfahren.

 

Bahn-Aufsichtsrat diskutiert über Projekt

Die Bahn hatte Ende vergangenen Jahres eingeräumt, dass Stuttgart 21 frühestens 2024 statt 2021 in Betrieb gehen könne. Gleichzeitig stiegen die Kosten von 6,5 Milliarden Euro auf 7,6 Milliarden Euro. Über beides wird der Aufsichtsrat der Bahn in einer Sondersitzung am 26. Januar in Berlin diskutieren.

Die ursprüngliche Ausschreibung für den im Fachjargon Bahntechnik/Oberbau (BTO) genannten Bereich des Gleisbaus und Teile der technischen Ausrüstung sah die Aufteilung der Arbeiten in zwei Lose vor. In einem davon, das den Bereich des Talkessels sowie die Strecken von Feuerbach, Bad Cannstatt und Ober-/Untertürkheim umfasst, müssen unter anderem 37,6 Kilometer Gleis und 52 Weichen verlegt werden. Im anderen Los, das den Tunnel auf die Filder, den Abschnitt am Flughafen sowie die Strecke von dort bis Wendlingen am Neckar (Kreis Esslingen) umfasst, werden 54,4 Kilometer Gleis benötigt sowie 24 Weichen.

Gleisbauauftrag an der Neubaustrecke vergeben

Erst in der vergangenen Woche hatte die Bahn den Auftrag für den Gleisbau entlang der knapp 60 Kilometer langen Neubaustrecke Wendlingen-Ulm vergeben. Zum Zug sind die beiden österreichischen Unternehmen Rhomberg Bahntechnik aus Bregenz und Swietelsy Baugesellschaft aus Linz gekommen. Der Auftrag hat ein Volumen von knapp 250 Millionen Euro. Insgesamt soll die Neubaustrecke 3,26 Milliarden Euro kosten.