Die Zeitvorgabe der Bahn für die Tunnelverlegung im Zusammenhang mit Stuttgart 21 an der Heilbronner Straße und am Cityring ist Makulatur.

Stuttgart - Anfang nächsten Jahres soll nach dem aktualisierten Zeitplan der Bahn mit den eigentlichen Arbeiten am Tiefbahnhof begonnen werden. Voraussetzung für den Bau der unterirdischen Durchgangsstation ist die Verlegung zweier Stadtbahntunnel in der Heilbronner Straße und unter dem Cityring. Sie sind den Fernbahntunnels im Weg. Davon betroffen ist auch die Haltestelle Staatsgalerie. Die Bahn als Bauherr von Stuttgart 21 und damit Verursacher der Maßnahmen trägt die Kosten, die nach einigen Erhöhungen zwischenzeitlich auf insgesamt 132 Millionen Euro veranschlagt worden sind. Bahnkritische Experten halten nach der Lektüre der Teilentwurfshefte und Vertragsentwürfe 200 Millionen Euro für realistischer. Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) haben die Verantwortung für den Bau übernommen. „Wir wollen, dass die Arbeiten in unserer Qualität umgesetzt werden“, sagt SSB-Projektleiter Winfried Reichle. Tunnel Heilbronner Straße Der Stadtbahntunnel zwischen Hauptbahnhof und Türlenstraße muss eine Etage tiefergelegt und in Richtung Kriegsberg gerückt werden, um Platz für den neuen Fernbahntunnel aus dem Norden zu schaffen. Dabei werden erstmals in Stuttgart auf einer Strecke von etwa 650 Metern zwei Einzelröhren für die Bahnen verlegt. „Wenn möglich, baut man zweigleisige Tunnel“, sagt Reichle. Diese seien aber anfälliger für Setzungen, die bei den Folgearbeiten der Bahn drohten.

 

Im April 2011 ist nach langen Verhandlungen die Kreuzungsvereinbarung mit der Bahn, in der die Bedingungen festgeschrieben sind, abgeschlossen worden. Die Abgabefrist für die Angebote war eigentlich Anfang März abgelaufen. Die Vergabekammer hatte das Verfahren aber gestoppt, nachdem ein Bieter, der nicht zum Kreis der ausgewählten Bewerber gehörte, dagegen geklagt hatte. Nun muss das Vergabeverfahren bis Mai verlängert und für alle geöffnet werden. Der Zuschlag für die Ausführung soll laut Reichle im Juni erfolgen. Begonnen werden kann mit den Arbeiten an der Heilbronner Straße daher frühestens in den Sommerferien, also im Juli/August. Im Zeitplan der Bahn vom Februar 2012 ist der Baubeginn auf Mitte April terminiert – was nach jetzigem Stand eine Verzögerung von drei bis vier Monaten bedeutet.

Die Arbeiten selbst, die bis Mitte 2015 dauern, sollen ohne Betriebsunterbrechung durchgeführt werden. Mehr als 50 000 Fahrgäste nutzen die fünf Stadtbahnlinien (U 5, U 6, U 7, U 12, U 15) täglich. „Wir gehen davon aus, dass wir während der Bauzeit ständig fahren“, sagt Reichle. Mit Langsamfahrstellen müsse aber gerechnet werden. Zudem muss zumindest für den Anschluss der neue Röhren an die Bestandsstrecke der Betrieb ausgesetzt werden. Anschließend wird noch der stillgelegte Tunnel „ausgeschlachtet“ und mit Dämmmaterial verfüllt.