Die Probennahme sei an öffentlich zugänglichen Stellen erfolgt, Verschlüsse und Wasserhähne seien nicht gesperrt, erklären die Ingenieure 22. Sie ziehen aus den Messungen die Schlussfolgerung, dass die Eisenbelastung des Wassers deutlich höher ist, als die im Planfeststellungsbeschluss erwarteten Anteile von 0,05 bis zwei Milligramm Eisen pro Liter. „Die von uns ermittelten Werte übersteigen diese Angaben um ein Vielfaches“, sagt Hans Heydemann von den Ingenieuren 22. Sie sind auch höher als beispielsweise der in Hamburg geltende Grenzwert von zwei Milligramm pro Liter für Wasser, das in öffentliche Gewässer geleitet wird. In Stuttgart landet ein Teil des abgepumpten Grundwassers im Neckar. Für Heydemann, der als Ingenieur für Energie- und Anlagentechnik arbeitete, sind die Ergebnisse keine Überraschung. Er hatte schon im Frühjahr 2011 gegenüber dem Eisenbahnbundesamt, aber auch gegenüber der Bahn, der Stadt und dem Land darauf hingewiesen, dass die für das Grundwassermanagement ausgewählten Stahlrohre, die keinen Korrosionsschutz haben, rosten würden und „deshalb für die Ableitung von Grundwasser vollkommen ungeeignet sind“, hieß es im Juni 2011 in einer Presseerklärung der Ingenieure 22. Damit werde auch gegen die Forderung im Planfeststellungsbeschluss verstoßen, wonach „Baustoffe, die im Kontakt mit Grundwasser stehen, grundwasserverträglich sein müssen“.

 

Anzeige bei der Polizei erstattet

Die beteiligten Stellen hatten diese Einwände damals zurückgewiesen. Sie stützten sich auch auf eine Erklärung der mit dem Auftrag bedachten Spezialfirma, die auf ihre Erfahrungen bei anderen Projekten hinwies und in deren Stellungnahme es damals unter anderem hieß: „Der Austrag von Eisenhydroxid (Rost) ist vernachlässigbar.“ Zumindest diese Aussage sehen die Ingenieure 22 nun widerlegt. Das weist das Kommunikationsbüro aber zurück: „Die von den Projektgegnern vorgetragenen Spekulationen bezüglich der Rohrleitungen wurden bereits 2011 gegenüber den Fachbehörden widerlegt.“

Die Ingenieure 22 informierten nach den „alarmierenden Ergebnissen“ Ende April das Eisenbahnbundesamt als Genehmigungsbehörde, aber auch zuständige Stellen bei Stadt und Land. Nach erneuten Messungen Anfang Mai erstatteten sie Anzeige bei der Polizei und über das Umweltportal des Landes. Bisher hat nur die Stadt reagiert – allerdings in einer Art und Weise, die bei den Ingenieuren 22 auf großes Unverständnis stößt.