Stuttgart 21 Umfahrung für S-Bahn wird gekappt

Die bei Stuttgart 21 entstehenden Tunnel vom Hauptbahnhof zum Flughafen gelten bei Störungen in den innerstädtischen S-Bahn-Röhren künftig als neue Umfahrungsstrecke. Doch zunächst wird es mit S 21 für die S-Bahn gar keine Umfahrung mehr geben.
Stuttgart - Die letzten Bauarbeiten kurz vor der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 mit dem neuen Durchgangsbahnhof und den Tunnelstrecken werden erhebliche Auswirkungen auf den Notfallbetrieb der S-Bahn haben. Bisher kann die Schnellbahn bei einer Sperrung des Innenstadttunnels, der so genannten Stammstrecke, in den Kopfbahnhof einfahren. In der letzten Bauphase von Stuttgart 21 wird dieser Schlenker aber nicht mehr möglich sein, denn die S-Bahn-Zufahrt wird gekappt.
Rund ein halbes Jahr vor der Inbetriebnahme des Durchgangsbahnhofs wird die Bahn AG die bisherigen Gleise der S-Bahn an die neue Haltestelle Mittnachtstraße anschließen. Dieser neue Halt kurz vor dem Hauptbahnhof soll das neue Stadtviertel Rosenstein erschließen. Für die Umlegung muss der Bahndamm der Gäubahn östlich vom Gäubahnviadukt abgetragen werden. Auch die Anschlüsse aus dem Norden und von Cannstatt aus werden zur neuen Haltestelle verlegt. Der alte Kopfbahnhof kann damit von keiner S-Bahn mehr erreicht werden. Der neue Tiefbahnhof noch nicht, denn Stuttgart 21 ist dann noch nicht in Betrieb. Land, Stadt und dem Verband Region Stuttgart (VRS) als Mitzahler an Stuttgart 21 und S-Bahn-Betreiber (VRS) ist das Szenario bekannt. „Dieser Umstand ist nicht neu“, heißt es bei der S-21-Projektgesellschaft. Es gebe dann keine Ausweich-Schienenverkehrsverbindung zwischen der Innenstadt und der Filderebene. „In der Tat wird es Einschränkungen und ein Umstiegsthema geben“, sagt VRS-Verkehrsdirektor Jürgen Wurmthaler. Um die Umstiege planen zu können, benötige der Verband „einen konkretisierten Bauablauf der Bahn mit dem Zeitpunkt der Außerbetriebnahmen“.
Allen Beteiligten ist das Szenario bekannt
In den Überlegungen des Verbandes, aber auch der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) spielt die Nachnutzung der Gäubahn auf Stuttgarter Markung eine zentrale Rolle. Mitte September wurde von Verband eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die SSB lässt prüfen, welche Verknüpfungen zwischen Stadtbahn und den der Stadt gehörenden Gäubahngleisen sinnvoll wären. Wenn die Gleise zur Verfügung stünden, könne die Gäubahn über Feuerbach genutzt werden, heißt es beim Land.
Notfallkonzept nicht endgültig
Nach der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 ergibt sich laut Bahn ein neues, allerdings nicht endgültiges Notfallkonzept. Nicht endgültig deshalb, weil es dann noch immer nicht sinnvoll wäre, S-Bahnen durch die beiden Röhren zum Flughafen zu schicken. Denn dort könnten sie noch nicht auf die bestehenden S-Bahn-Gleise in Richtung Vaihingen fahren. Der Ringschluss soll mit dem Bau einer neuen Gäubahnkurve am Flughafen nach bisheriger Planung erst zwei Jahre nach der Inbetriebnahme des Tiefbahnhofs möglich sein. Bei genügend großer Verzögerung von Stuttgart 21 im Talkessel könnte die Lücke von zwei Jahren aber auch wieder geschlossen werden. Die Frage sei, „ob es eine gleichzeitige Fertigstellung“ oben und unten gebe, sagt Wurmthaler.
Gelingt die nicht, werden die Projektpartner den Bahn-Reisenden bei einer Sperrung der Stammstrecke den Umstieg auf Regionalzüge vorschlagen. Die würden am Flughafen halten, wo dann wieder ein Umstieg auf die S-Bahn möglich wäre. Trotz zweimaligem Umsteigen „ergeben sich im Störungsfall je nach Ziel auf der Filderebene trotzdem sogar günstigere, in jedem Fall jedoch noch akzeptable Fahrzeiten“, heißt es bei der Deutschen Bahn.
Grüne fordern Anschluss an Hauptbahnhof
In der Innenstadt könne bei einem Schadensfall auf der Stammstrecke bis zur Haltestelle Mittnachtstraße gefahren werden. So würde es für die S-Bahn zwei Teilnetze im Nordosten und auf den Fildern geben. Beide würden durch Regionalzüge verbunden. „Ohne Frage wird die neue Infrastruktur künftig variablere Notfallkonzepte ermöglichen, als dies heute der Fall ist“, so die Bahn.
Für die Grünen im Stuttgarter Gemeinderat sind diese Szenarien angesichts der häufigen Störungen im Stammstreckentunnel nicht nur unbefriedigend, sie seien „untragbar“. Es müsse eine Lösung geben, mit der die Gäubahn an den Hauptbahnhof angeschlossen bleibe. Die SSB habe diese mit dem Vorschlag einer unterirdischen Stichstrecke präsentiert. Zuständig für diesen Ausbau wäre die Stadt. Dafür „wäre ein neues Planfeststellungsverfahren außerhalb von S 21 erforderlich“, sagt die Bahn.
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