Von Montag an wird im Apollo-Theater über die Änderungen beim Grundwassermanagement bei Stuttgart 21 diskutiert. Doch: Die Fachbehörden wollen sich dabei nicht äußern.

Stuttgart - Der Ort für die Erörterungsverhandlung hätte vom Stuttgarter Regierungspräsidium kaum besser gewählt werden können: ausgerechnet im Möhringer Apollo-Theater wird vom Montag an die öffentliche Auseinandersetzung um die geplante Änderung des Grundwassermanagements aufgeführt werden. In jener Musicalwelt im SI-Zentrum also, in der momentan die Bühnenstücke „Sister Act“ und „Mamma Mia“ laufen.

 

Unter dem Titel „Mamma Mia“ könnte derweil auch das dreitägige Erörterungsverfahren firmieren, das offenbar einer Inszenierung folgt, die auf einen handfesten Streit und Eskalation ausgelegt ist. Schon im Vorfeld hatte es zwischen dem Regierungspräsidium, das für die Durchführung des Verfahrens verantwortlich ist, und den Projektpartnern Stadt und Land eine heftige Auseinandersetzung um den Termin gegeben. Vor allem Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) wollte eine Verschiebung auf einen Zeitpunkt nach den Sommerferien bewirken, weil die Stellungnahmen des städtischen Umweltamts und des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Freiburg noch fehlten. Das Verhalten des Regierungspräsidiums, so Unterstellers öffentliche Kritik, sei weder bürgerfreundlich noch zielführend.

Die Experten wollen oder sollen sich nicht äußern

Bei der Verhandlung sollen alle relevanten Fragen zur geplanten Änderung der Bahn diskutiert werden, die beim Bau des Tiefbahnhofs statt der ursprünglich beantragten drei Millionen Kubikmeter Grundwasser 6,8 Millionen abpumpen will. Offenbar läuft es aber nun darauf hinaus, dass sich die Experten der zuständigen Fachbehörden von Stadt und Land inhaltlich nicht zur Sache äußern werden, was diese Planänderung beispielsweise für die Geologie oder die Wasserwirtschaft an Folgen haben könnte. Die Stadt Stuttgart jedenfalls teilt mit, dass die untere Wasserbehörde aktuell noch damit beschäftigt sei, „sich einen wasserwirtschaftlichen Gesamteindruck zu verschaffen“, so der Sprecher Sven Matis. Derzeit würden die von der Bahn beantragten Maßnahmen und deren wasserwirtschaftliche Wechselwirkung geprüft werden. Um diese Zusammenhänge sachgerecht beurteilen zu können, benötige das Amt für Umweltschutz noch Zeit. Die Wasserbehörde habe das Regierungspräsidium daher gebeten, die Stellungnahme bis Ende Juli einreichen zu können. Dass diese beim Erörterungstermin noch nicht vorliege, sei allerdings nicht hinderlich. Bei dem Termin gehe es ja um die Einwände der Bürgerinnen und Bürger und die zugehörigen Argumente der Bahn als Vorhabenträgerin

Gefragt ist dabei allerdings vor allem die Einschätzung der Experten, die sich nun aber nicht zu den Maßnahmen im Hinblick auf das Mineralwasser, die Bodenbeschaffenheit oder eine mögliche Gefährdung für die Hänge und Häuser in der Umgebung äußeren wollen – oder dürfen. So ist das Landesamt in Freiburg offenbar angewiesen worden, zwar mit Fachleuten bei der Erörterung anwesend zu sein, aber inhaltlich keine Stellung zu beziehen. Eine mögliche Verzögerungsstrategie, die hinter den Kulissen heftig diskutiert wird.

Geger wollen den Termin platzen lassen

Erschwert werden könnte die öffentliche Verhandlung zudem von den Projektgegnern, die „auf massenweises Erscheinen“ im Apollo-Theater hoffen und kein Geheimnis aus ihrem Ziel machen. „Es gibt nur 1800 Plätze für die 10 000 Einwender“ schreiben die Parkschützer in ihrem Newsletter. „Wenn der Saal nicht reicht und nachweislich viele Berechtigte keinen Platz bekommen, ist der Termin geplatzt.“