Der neue Tiefbahnhof beim Projekt Stuttgart 21 ist zeitlich am kritischsten. Hier entscheidet sich, ob die Infrastruktur wie geplant Ende 2025 in Betrieb gehen kann. Michael Pradel ist Abschnittsleiter im künftigen Tiefbahnhof.

Stuttgart - Dieser Baustelle kann keiner entgehen, zumindest kein Bahnreisender. Um 4.30 Uhr ist die Grube des Tiefbahnhofs taghell erleuchtet, erst um 1.30 Uhr legen die Eisenflechter der zweiten Schicht die Monierzange aus der Hand – nach zehn Stunden. „Wir arbeiten jetzt an allen Bauabschnitten der Halle und an drei Kelchen gleichzeitig, 400 Leute sind hier“, schildert Abschnittsleiter Michael Pradel die Anstrengungen, mit denen der Zeitplan gehalten werden soll.

 

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„Der kritische Pfad für Stuttgart 21“, vermerkt die jüngste Vorlage für den Lenkungskreis, „verläuft weiterhin über den Hauptbahnhof“. Hier ist man zeitlich nicht mehr nur sechs, sondern neun Monate hinterher. Es bleibt also eng.

Kelch Nummer 6 steht auf der Liste

28 Kelche – die Stützen, die das Dach halten und auch Dachteil sind – müssen betoniert werden, für dieses Jahr hat Pradel noch Nummer 6 auf der Liste. „Die Schalung ist da, wir haben genügend Arbeiter, wir können superzufrieden sein“, sagt der 46-Jährige, der im Juni 2015 nach Stuttgart kam und jedes Detail im Blick haben muss. Der Tiefbahnhof besteht aus tausend Details. „Es gibt hier jeden Tag so viel Abwechslung, es wird nicht langweilig“, umschreibt Pradel die Aufgabe.

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Leistung zu bringen, das war der Vater zweier Kinder als Ruderer in der DDR-Juniorennationalmannschaft früh gewöhnt, auch als Bauingenieur in Berlin und Rotterdam. Stuttgart biete vieles, „aber Wasser fehlt, bei uns haben wir Seen um die Ecke“, sagt Pradel. Er wohnt in Werder an der Havel und nimmt das Pendeln am Wochenende sportlich: „Ich versuche, meinen Stammplatz in Wagen 9 zu ergattern“ sagt Pradel, der Prinzipien hat: „Bauingenieure machen ihre Arbeit immer zu Ende“, lautet eines. Der Baustelle kann auch er nicht entgehen.