Im kleinen Rahmen begeht die Bahn bei Stuttgart 21 das Ende des Vortriebs für den Fernbahntunnel zwischen Neckar und der City. Die noch verbleibenden Tunnelbauarbeiten haben es in sich.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Nach knapp sechs Jahren Bauzeit ist der Vortrieb für den Tunnel Bad Cannstatt beim Projekt Stuttgart 21 am Montag beendet worden. Unterhalb der Ehmannstraße räumten die Bergleute die letzten Meter Gestein zur Seite. Nun bestehen durchgehende Röhren vom Neckarufer bei Schloss Rosenstein bis zur Bahnhofsbaugrube in der Innenstadt. Die Arbeit ist jedoch noch nicht getan: Die Innenschale aus Beton muss noch in die Tunnel eingebaut werden.

 

Redakteur Christian Milankovic zieht nach zehn Jahren Stuttgart 21 seine Bilanz:

Umplanung wegen Artenschutzes

Dass die Feier am Montag überhaupt unter Tage stattfand, ist dem Artenschutz geschuldet. Das ursprüngliche Konzept sah vor, an dieser Stelle in einer ausladenden Grube zu arbeiten. Allerdings hätten dafür Bäume am Rand des Rosensteinparks weichen müssen. Sie durften nicht gefällt werden, denn in ihnen ist der Juchtenkäfer heimisch. Stattdessen plante die Bahn um. Daran erinnerte Christoph Lienhart in seiner Rede auf der Baustelle. Der 41-Jährige verantwortet den Bau der Tunnel aus Feuerbach und Bad Cannstatt in die Innenstadt. Der Österreicher hatte am Montag doppelt Grund zu feiern: zum einen den Durchschlag am Rosenstein und zum anderen, dass eine Zeitung in seiner Heimat in just am selben Tag zum „Steirer des Tages“ erhoben hatte.

Erst vor Wochenfrist hatte die Bahn vermeldet, dass eine von zwei Röhren unter dem Kernerviertel am Bahnhof durchgeschlagen worden war. Mittlerweile seien knapp 50 der gut 58 Kilometer Tunnel für Stuttgart 21 vorgetrieben. Nicht ganz einfach ist dabei der Abschnitt Richtung Obertürkheim, wo die Arbeiten wegen eines unerwartet hohen Wasserandrangs eine Weile ruhten. Das Gros der noch zu bauenden Tunnel liegt aber rund um den Flughafen. Dort lassen die Arbeiten noch auf sich warten oder laufen auf Sparflamme. Ein Abschnitt ist noch nicht genehmigt, gegen den anderen wird juristisch zu Felde gezogen. Eine Entscheidung soll im Mai fallen.

Bahn unterstreicht Leistungsfähigkeit

Davon ließ sich die kleine Festgemeinde unter dem Rosenstein die Feierlaune nicht verderben. Auch nicht von der zuletzt wieder aufgeflammten Diskussion um die Leistungsfähigkeit von Stuttgart 21. „Das Projekt ist die Voraussetzung dafür, dass wir einen Halbstundentakt im Fernverkehr einführen können“, sagte Jens Bergmann, bei der DB Netz AG Vorstand für Netzplanung und Großprojekte.