Neuer Ärger für Stuttgart 21: Der Teilabriss der alten Bahndirektion hat begonnen - und wurde prompt wieder unterbrochen. Wegen Turmfalken.
Stuttgart - Mitte dieser Woche haben die Abbrucharbeiten an der alten Bahndirektion an der Heilbronner Straße begonnen – und schon droht dem Projekt Stuttgart 21 das nächste Ungemach. Der Naturschutzverband BUND fordert, die Abrissarbeiten sofort zu stoppen, da ein Turmfalkenpärchen unter dem Dach des Gebäudes sein Brutgeschäft begonnen habe. Die Tiere sind eine besonders streng geschützte Art. Bei der zeitnahen Überprüfung des Sachverhalts müssten Umweltschützer beteiligt werden, so der BUND-Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer.
Der Projektsprecher Wolfgang Dietrich teilte auf Anfrage mit, dass die Bahn sofort das Eisenbahnbundesamt informiert und die Arbeiten im gefährdeten Bereich eingestellt habe. Außerdem habe die Bahn einen Ornithologen und die ökologische Bauüberwachung auf die Baustelle geschickt, um den Verdacht zu prüfen. „Sobald wir hierzu Erkenntnisse haben“, so Dietrich, „werden wir darüber informieren.“
Die Fassade bleibt erhalten
Der Gebäudekomplex an der Heilbronner Straße steht dem Bau der Tunnelröhren vom Tiefbahnhof nach Feuerbach und Bad Cannstatt im Weg. Abgebrochen wird allerdings nur der hintere Teil an der Jägerstraße. Das denkmalgeschützte Hauptgebäude mit seiner stadtprägenden Fassade bleibt stehen. Um das historische Bauwerk hatte es zuletzt einige Aufregung gegeben, nachdem auf einer Liste mit aufgezeigtem Sparpotenzial auch der Komplettabriss der alten Direktion aufgetaucht war. Das hätte der Bahn ermöglicht, die Tunnel in diesem Bereich in offener Bauweise zu realisieren. Die Projektpartner, allen voran die Stadt Stuttgart, hatten sich aber mit Verweis auf die erhaltenswerte Substanz und die historische Bedeutung dagegen ausgesprochen und einen Komplettabriss vehement abgelehnt. Die Abbrucharbeiten, die auch Gebäude an der Jägerstraße umfassen, sollen im Herbst abgeschlossen sein.
Unterdessen hat die Grünen-Fraktion mit Blick auf die S-21-Baustellen beantragt, dass in der nächsten Sitzung des Umweltausschusses ein Bahnvertreter über aktuelle und anstehende Maßnahmen berichtet. Auch der Frage nach der Baustellensicherheit soll nachgegangen werden. Es sei nicht akzeptabel, so der Fraktionschef Peter Pätzold, „dass bei einer Baustelle im Herzen der Stadt geschludert wird und das zu einer Gefährdung von Passanten oder Bahnreisenden führt“. Bei den Arbeiten am Südflügel hatte ein Bagger Mitte März das Bahnsteigdach beschädigt. Bei einem weiteren Zwischenfall war eine Frau auf dem Fußweg vor dem Südflügel von einem herabfallenden Trümmerteil verletzt worden.