Im Schlossgarten ist ein Teil einer Dachstütze für den Durchgangsbahnhof von Stuttgart 21 entstanden. 27 dieser Konstruktionen sollen später das Dach der Station tragen. Das Material muss noch die Feuerprobe bestehen.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Wenige Meter neben den Baggern, die immer noch an der ersten Grube für den Tiefbahnhof graben, wächst bereits ein Teil der künftigen Station in die Höhe. Die Fachleute der mit dem Bau des Bahnhofs betrauten Firma Züblin haben einen Teil einer so genannten Kelchstütze probeweise gebaut. Ziel der Übung ist, mit der komplexen Konstruktion vertraut zu werden und Erfahrungen mit dem Material zu sammeln. Denn die Stütze soll nicht betongrau sondern strahlend weiß herüberkommen. Einen ersten Härtetest hat das Bauteil schon überstanden. Bahnhofsarchitekt Christoph Ingenhoven hat es zusammen mit Bahn-Infrastrukturvorstand Volker Kefer in Augenschein genommen – und für gut befunden. Der Architekt sprach von einer „erfolgreichen Bemusterung“. Das Lob des Planers ist in Stuttgart mit Zufriedenheit aufgenommen worden. „Das ist ein Riesen-Meilenstein für das Projekt“, sagte Manfred Leger, der Chef der DB-Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm (PSU).

 

27 Stützen tragen das Bahnhofsdach

Acht Wochen hatte der Bau der eigentlichen Stütze, die nur ein Achtel einer später im Bahnhof stehenden Konstruktion abbildet, gedauert – ohne die vorbereitenden Arbeiten für die Schalungsformen und die Armierungseisen. Beides sind komplizierte und einzigartige Bauteile, die ohne Computerunterstützung nicht möglich gewesen wären. „Wir arbeiten ständig am 3D-Modell“, sagt Michael Pradel, bei der PSU Leiter des Abschnitts rund um den Hauptbahnhof. 27 solcher Kelchstützen werden später das Dach des Durchgangsbahnhofs tragen. „Es gibt ähnliche aber keine zwei 100 Prozent identische“, umschreibt Pradel die Herausforderungen des Baus. „Das ist sicherlich keine Standardaufgabe. Schon die Vermessung vor Ort ist sehr kompliziert“, ergänzt Ottmar Bögel von Züblin. Das Unternehmen hatte sich 2012 den Auftrag zum Bau des Durchgangsbahnhofs gesichert.

Besonderes Augenmerk gilt auch dem Beton, der in einem eigens errichten Werk vor Ort produziert wird. Neben der Farbe muss auch die Oberfläche hohen Ansprüchen genügen. Vor allem die Vertiefungen, die sich beim Aushärten ergeben – Experten sprechen von Lunker – sollen den Gesamteindruck nicht zu sehr stören aber gleichzeitig auch nicht ganz eliminiert werden. Man solle dem Bauteil ansehen, dass es aus Beton ist, so die Vorgabe.

Beton wird in einem Test 1200 Grad ausgesetzt

All dies wird sich Ingenhoven im Lauf des Septembers abermals ansehen, wenn der Beton ausgetrocknet ist und damit auch eventuell jetzt noch zu sehende Farbvariationen verschwunden sind. Und dann folgt eine Feuertaufe der besonderen Art. Eine aus dem Beton gegossene Platte wird in einem Institut in Leipzig mehrere Stunden 1200 Grad heißen Flammen ausgesetzt, um die Widerstandskraft im Havariefall sicherzustellen. Verläuft auch dieser Test erfolgreich, kann die erste Stütze im Bahnhof gebaut werden. Im kommenden Jahr soll es soweit sein – deutlich später als ursprünglich geplant.