Die Mitglieder des Bürgervereins Fasanenhof befürchten, dass die S-21-ICE-Trasse auf ihrer Gemarkung gebaut werden könnte – und wehren sich.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Fasanenhof - Die Wogen sind hoch geschlagen. Der Grund ist der von den Stuttgart-21-Projektpartnern angekündigte Filderdialog über den noch nicht planfestgestellten Streckenabschnitt 1.3. Die Menschen auf dem Fasanenhof befürchten, dass dabei die von dem Filder-städter SPD-Fraktionschef Walter Bauer entworfene Alternativplanung ernsthaft in Erwägung gezogen werden könnte. Denn diese sieht vor, dass der ICE parallel zur Autobahn zum Flughafen fährt. In dem für die Fasanenhofer schlimmsten Fall würde die Trasse gar auf Stuttgarter Gemarkung gebaut werden.

 

„Wir werden eingekreist von der Autobahn und der Bundesstraße, und jetzt soll auch noch der ICE kommen“, schimpfte Agnes Helmle bei der Mitgliederversammlung des Bürgervereins. Sie ist Mitglied im Arbeitskreis Verkehr und Lärm und hat sich mit dem Thema beschäftigt.

Helmle war auch bei der Sitzung des Kommunalen Arbeitskreises Filder (KAF) am 7. März in Plieningen, bei dem das angestrebte Dialogverfahren erläutert wurde. Dabei war sie nicht nur verwundert, sondern geradezu verärgert darüber, dass der Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang Schuster nicht da war und sich auch nicht von einem seiner Mitarbeiter vertreten ließ.

„Warum werden wir nicht von unserem Oberbürgermeister und unserem Gemeinderat unterstützt?“, fragte Helmle in die Runde und meinte damit den Kampf gegen eine ICE-Trasse am Rand des Fasanenhofs. Sie befürchtet, dass die Stadt Stuttgart abwartet und „dann im OB-Wahlkampf den Bürgern sagt, dass es zu spät ist und man nun nichts mehr machen kann“.

Bahn hat neue Variante vertieft untersucht

Fakt ist, dass die Bahn die von Walter Bauer entworfene Variante „vertieft untersucht“ hat. So formulierte es der Bahn-Konzernbevollmächtigte Eckart Fricke bei der KAF-Sitzung am 7. März. Das Ergebnis werde im Rahmen des angestrebten Filderdialogs mit den Bürgern diskutiert.

Fakt ist auch, dass die ICE-Trasse parallel zur Autobahn mit Mehrkosten von bis zu 200 Millionen Euro verbunden wäre. Agnes Helmle ist sich jedoch sicher, dass Leinfelden-Echterdingen das Geld aufbringen würde, wenn damit Lärm von der eigenen Kommune abgewendet werden könnte.

Auch Lorenz Gasser, ebenfalls Mitglied im Arbeitskreis Lärm und Verkehr, warnte davor, „die Sache auf die leichte Schulter zu nehmen“. Denn von außen betrachtet sei die Idee gar nicht so dumm, die Trasse parallel zur Autobahn zu bauen. „Die machen unsern schönen Lärmschutzwall weg und bauen statt dessen eine Lärmschutzwand. Und dann ist es so wie überall: Hinter der Wand fahren die Züge“, sagte Gasser. Die Politiker und die Bahn könnten darauf verweisen, dass es den Menschen auf dem Fasanenhof nicht schlechter gehe als anderswo. „Das müssen wir verhindern“, forderte Gasser.

Bürgerverein will Unterschriften sammeln

Olaf Geier, Vorstandsmitglied im Bürgerverein, ging noch einen Schritt weiter. „Jetzt reicht es“, sagte er. Er mache keinen Hehl daraus, dass er gegen S 21 sei, aber er sei ein guter Demokrat und als solcher akzeptiere er das Ergebnis der Volksabstimmung. „Aber ich akzeptiere nicht, dass die Pläne jetzt noch einmal geändert werden, und das auch noch zu unserem Nachteil“, sagte Geier.

Auch der Möhringer Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann, der Ehrenmitglied im Bürgerverein Fasanenhof ist, schaltete sich kurz in die Diskussion ein. „Es darf nicht sein, dass die ICE-Trasse auf dem Fasanenhof gebaut wird“, sagte der Schultes. Er habe bereits mit Roland Klenk, dem Oberbürgermeister von L.-E., über die Pläne gesprochen. Lohmanns Fazit: „Wir müssen das, was da passiert, ganz aufmerksam verfolgen.“

So sah es auch der Vorstand des Bürgervereins. Die Mitglieder wollen einen Brief an die Stadtverwaltung und den Gemeinderat schreiben, indem er die Sorgen der Fasanenhofer schildert und um Hilfe bittet. Außerdem will er Unterschriften gegen eine ICE-Trasse auf Fasanenhofer Gemarkung sammeln. Darüber hinaus zieht der Bürgerverein in Erwägung, noch einmal zu einer separaten Informationsveranstaltung zum Thema Stuttgart 21 einzuladen.