Der Landesverband der Baustoffindustrie kritisiert die Vergabe für die Betonfertigteile des Fildertunnels für Stuttgart 21 an eine bayerische Firma. Das sei ein „fatales Signal“. Außerdem fürchtet er, dass die Betonteile komplett über die Straße transportiert werden.

Stuttgart - Dass die oberpfälzische Firma Max Bögl den 80-Millionen-Euro-Auftrag für die Herstellung der 53 000 Betonsegmente für den S-21-Fildertunnel erhalten hat, stößt der baden-württembergischen Konkurrenz sauer auf. Der Industrieverband Steine und Erden (ISTE) mit Sitz in Ostfildern (Kreis Esslingen) sieht darin ein, so wörtlich, fatales Signal. „Wir bedauern, dass dadurch 650 000 Tonnen Betonteile über Schiene und Straße nach Stuttgart transportiert werden müssen. Ökologisch ist das alles andere als sinnvoll“, sagt Thomas Beißwenger, der Hauptgeschäftsführer des Verbands. Der ISTE wünsche sich, dass sich solche Vergaben bei künftigen Gewerken des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm nicht wiederholten. Die baden-württembergische Baustoffindustrie könne das benötigte Material ortsnah und umweltverträglich liefern, so Beißwenger.

 

Der Hauptgeschäftsführer wartet gespannt darauf, wie das Logistikkonzept aussehen wird, das die Bahn und die Firmen Ende September vorstellen wollen. Bisher ist geplant, einen Großteil der Segmente vom Bögl-Fertigteilwerk Sengenthal (Kreis Neumarkt) per Bahn nach Stuttgart zu bringen – wahrscheinlich zum Güterverkehrszentrum Kornwestheim oder in den Hafen. Von dort sollen die je zwölf Tonnen schwere Teile mit Lastwagen zum Tunnelportal auf einem Gelände zwischen Fasanenhof und der A 8 transportiert werden.

„Transport komplett per Lkw über die Straße“?

Beißwenger schließt aber nicht aus, dass „eventuell auch die am Nordbahnhof für die S-21-Baulogisitik zu bauende Umschlagstelle eine Rolle spielt“, heißt es in einer Pressemitteilung des ISTE. Unabhängig vom Standort koste das Umlagen von Bahn auf Lastwagen aber viel Zeit und Geld. „Ich rechne eher damit, dass das Transport komplett per Lkw über die Straße laufen wird“, erklärt Beißwenger. Bögl betonte indes, dass die Teile mit der Bahn nach Stuttgart gebracht werden.

Beißwenger übt auch Kritik an der Stadt, die verhindert habe, dass ein Betonwerk direkt am Tunnelportal habe errichtet werden können. Dem widerspricht Baubürgermeister Hahn (die StZ berichtete), der darauf verweist, dass auch die Lieferung des Materials für das Betonwerk zu einer Verkehrsbelastung geführt hätte.