Stuttgart 21 Zeit für große Wendlinger Kurve läuft ab

Die Politik sucht Wege, um im Neckartal den kreuzungsfreien Verknüpfung der Neubaustrecke mit den Gleisen nach Tübingen zu finanzieren. Die Bahn mahnt, Änderungen an der bisher genehmigten Planung, könnten das anvisierte Inbetriebnahmedatum 2021 gefährden.
Stuttgart - Die Diskussion, um etwaige Erweiterungen bei Stuttgart 21, gewinnt an Tempo. Dabei steht besonders die sogenannte Wendlinger Kurve im Fokus, ein gut ein Kilometer langes Schienenstück, das die Strecke Plochingen-Tübingen mit der Neubaustrecke Stuttgart-Ulm verbindet. Über die Kurve sollen einmal Züge aus der Landeshaupt- in die Universitätsstadt rollen. Bislang ist die Verbindung eingleisig geplant; die Züge müssten im Gegenverkehr fahren. Kritiker sehen hierin einen Engpass und fordern den kreuzungsfreien und zweigleisigen Ausbau, die sogenannte große Wendlinger Kurve. Die Bahn verweist darauf, dass mit der genehmigten und finanzierten Infrastruktur die geplante Zugzahl zu bewältigen sei.
Bundestagsabgeordnete appelliert an Ministerium und Bahnvorstand
Annette Sawade, SPD-Bundestagsabgeordnete aus Schwäbisch Hall und Mitglied des Verkehrsausschusses des Bundestages, mahnt nun in Schreiben an Michael Odenwald, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, und an Bahninfrastrukturvorstand Ronald Pofalla an, die erweiterte Variante in die Planung aufzunehmen. Zumindest sollten Vorkehrungen getroffen werden, um den Verknüpfungspunkt ohne großen Aufwand auch später noch kreuzungsfrei ausbauen zu können. Sollte es eines Beschlusses des Bundestags bedürfen, „wären wir als SPD-Fraktion auch kurzfristig dazu bereit, um noch vor der Sommerpause Klarheit zu schaffen“, schreibt Sawade.
Die zehn wichtigsten Fakten zu Stuttgart 21 sehen Sie im Video:
Auch im Landesverkehrsministerium sieht man die Notwendigkeit des Ausbaus. Die Wendlinger Kurve war Thema im jüngsten Lenkungskreis für S 21, in dessen Anschluss Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) die Kosten für die Realisierung auf rund 80 Millionen Euro bezifferte. Nach weiteren Untersuchungen soll die Summe nun laut Ministerium bei 75 Millionen Euro liegen. Bahninfrastrukturchef Pofalla habe bei der Sitzung zugesagt „sich beim Bund für eine finanzielle Unterstützung stark zu machen. Wir hoffen sehr, dass dies gelingt“, erklärt Hermann, wen er nun in der Verantwortung sieht.
Bahn: Ausgesprochen ambitioniertes Vorhaben
Bei der Bahn betont man, dass „neu entstehende Kosten nicht dem Bahnprojekt Stuttgart-Ulm zugerechnet werden dürfen“. Zudem verweist Projektsprecher Jörg Hamann mit Blick auf mögliche Änderungen an der Wendlinger Kurve auf den engen Terminplan. „Das Vorhaben bleibt ausgesprochen ambitioniert. Eine jetzt noch geänderte Planung hat Auswirkungen auf den Bauablauf und droht den angestrebten Inbetriebnahmetermin 2021 zu gefährden.“
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