Anwohner haben Anspruch auf Schallschutzfenster


Deshalb wird an dieser Stelle eine gesetzlich vorgeschriebene 385 Meter lange und vier Meter hohe Lärmschutzwand errichtet. Dennoch, so heißt es im Planfeststellungsbeschluss, "kann angesichts der deutlichen Grenzwertüberschreitungen beim Neubau der Obertürkheimer Kurve nicht gewährleistet werden, dass die einschlägigen Grenzwerte überall eingehalten werden". Deshalb haben viele Anwohner nicht nur im Imweg, sondern auch in der Augsburger Straße sowie der Bergstaffelstraße Anspruch auf Schallschutzfenster.

Dieses Szenario verwundert insofern, als es der ehemalige Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) in Bezug auf die K-21-Idee wegen der dichten Bebauung für ausgeschlossen erachtete, dass der Bau zweier Gleise von der Bevölkerung akzeptiert wird. Das würde Proteste geben, sagte er einst in einem Interview. Ähnlich hatte auch Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) argumentiert. Und der Vorstandssprecher der Stuttgarter Straßenbahnen, Wolfgang Arnold, hat in seinen Vorträgen ebenfalls auf die Problematiken desK-21-Vorschlages verwiesen. Die von Stuttgart21 ausgehenden Belastungen blieben jedoch weitgehend unerwähnt.

In seinen Referaten wies Arnold etwa auf die Kollision beim K-21-Vorschlag mit dem Containerverladeterminal im Hafen und dem Daimlerlogistikzentrum hin. Dass die Stuttgart-21-Planung ausgerechnet an dieser neuralgischen Kreuzung Bruckwiesenweg/Hafenbahnstraße und Otto-Konz-Brücken den Tunnelzugang vorsieht, behielt er aber für sich.

Die Geschwindigkeit hat Vorrang


Teile der Planung sind: Die Hafenbahnstraße wird zwischen der Zu- und Ausfahrt des Kombibahnhofs und der Eisenbahnüberführung laut Planfeststellung fünfeinhalb Jahre gesperrt. Die Zufahrt zum Daimler-Zentralversand Übersee muss verschoben werden, und im Logistikzentrum sind wertvolle Lagerflächen für Bürocontainer reserviert.

Um im Bereich der Baugrube den Schienenverkehr aufrecht erhalten zu können, müssen erst die Gleise verlegt werden. "Dabei lassen sich Eingriffe in den Bereich des Uhlbachs nicht vermeiden", heißt es in den Unterlagen. Es handele sich um "ein wichtiges Restbiotop", räumt die Bahn ein; aber Geschwindigkeit habe eben Vorrang. Es gebe zwar Varianten mit einem günstigeren Flächenverbrauch - dann könnten die Züge aber nicht mehr 100 Stundenkilometer schnell fahren. Übrigens muss auch der Radweg "während der langjährigen Bauzeit" verlegt werden.

Während sich die Hedelfinger CDU fragt, weshalb der "aussichtslose Protest gegen Stuttgart 21 nicht abreißt", hat der Grünen-Politiker Willi Schraffenberger im Obertürkheimer Bezirksbeirat beantragt, von der Bahn eine Informationsveranstaltung für die Bürger einzufordern: "Sie müssen schließlich mit Stuttgart 21 leben", begründet er den Vorstoß, der mehrheitlich angenommen wurde. Dass die Bevölkerung nicht offensiv informiert worden sei, so Schraffenberger, wundere ihn nicht.