Ein 31-Jähriger aus Stuttgart muss in die Psychiatrie, weil er Drogen verkauft und ein Auto angezündet hat. Der Psychiater sagt, der Mann solle nicht auf seine Mutter hören.

Stuttgart - Ganz zum Schluss wird es fast familiär in Saal 1 des Landgerichts. „Machen Sie es gut und halten Sie durch“, sagt Manuela Haußmann, Vorsitzende Richterin der 18. Strafkammer zu dem 31-jährigen Mann, der auf der Anklagebank sitzt. Der Beschuldigte nickt. Gerade hat die Kammer verfügt, dass er in der Psychiatrie untergebracht wird. Der Mann aus Stuttgart ist ein Brandstifter und soll auch Drogen verkauft haben. Verantwortlich für seine Taten kann er nicht gemacht werden.

 

Am 6. Februar dieses Jahres bemerkt ein Lkw-Fahrer kurz nach 6 Uhr in einer Wohnstraße in Gärtringen (Kreis Böblingen) einen Mann. Kurz darauf bemerkt der Zeuge, dass weiter hinten an der Straße ein Auto brennt. Er löscht den Brand mit seinem Feuerlöscher aus dem Lkw. Der Brandstifter war der 31-Jährige.

Drogen im Gefrierfach

Schon im Jahr 2017 war der groß gewachsene Mann auffällig geworden. In seiner Hedelfinger Wohnung hatte die Polizei Drogen gefunden. Im Gefrierfach eines Freundes in Bad Cannstatt entdeckte sie weiteres Rauschgift. So kam die Anklage der Staatsanwaltschaft zusammen: Brandstiftung, Sachbeschädigung, Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. Ursprung des Ganzen ist ein Wahnkonstrukt, das sich aus einer paranoiden Schizophrenie und einer multiplen Suchtmittelabhängigkeit speist.

Beide Elternteile und auch der spätere Stiefvater des Mannes hatten Drogenprobleme. Bereits im Alter von acht Jahren rauchte der Beschuldigte Cannabis. In der Folge hatte er so ziemlich alles konsumiert, was der Markt für illegale Drogen hergibt. 2016 stellten sich die ersten psychotischen Schübe ein. Allein in den Jahren 2017 und 2018 brachte die Polizei den Mann achtmal in Handschließen in die Psychiatrie nach Bad Cannstatt. Er hatte gedroht, seinen Nachbarn die Köpfe abzuschlagen, sie mit einem Messer bedroht, die Vegetation in einem Kreisverkehr angezündet und vom Messias fabuliert.

Der psychiatrische Gutachter Jürgen Eckardt wundert sich vor Gericht, dass der Beschuldigte jedes Mal nach wenigen Tagen wieder nach Hause geschickt worden war. Schließlich fing der Beschuldigte an, seiner Ex-Freundin nachzustellen. Er verteilte Zettel mit religiös verbrämten Sprüchen an sie in ihrer Nachbarschaft und legte Tütchen mit Heroin bei. Parallel dazu hatte er in seinem Wahn einen Bekannten als Wurzel allen Übels ausgemacht. Deshalb fuhr er zu dessen Wohnung in Gärtringen, zündete allerdings den Mercedes eines Nachbarn an.

Tütchen mit Heroin verteilt

Der Gutachter bezeichnet den Beschuldigten als Musterpatienten. Der 31-Jährige nehme alle Angebote an, arbeite intensiv mit und sei absolut therapiewillig. Eckardt wendet sich direkt an seinen Schützling: Er solle auf keinen Fall seiner Mutter folgen, die ihm rät, die Medikamente zu reduzieren und so schnell wie möglich aus der Behandlung zu verschwinden. „Hören Sie nicht auf Ihre Mutter, sie weiß es nicht“, so der Gutachter. Der Beschuldigte scheint den Rat verstanden zu haben. Sein letztes Wort vor dem Urteil: „Ich hoffe einfach, dass es besser wird.“