Nach der Air-Berlin-Pleite gibt sich der Stuttgarter Flughafen kämpferisch. Über die Mehrkosten des Bahnprojekts Stuttgart 21 verliert die Doppelspitze hingegen kein gutes Wort.

Stuttgart - Der Stuttgarter Flughafen blickt trotz der Air-Berlin-Pleite optimistisch auf das neue Jahr. „Wir werden den Wegfall von Air Berlin kompensieren und vielleicht wird das Platzangebot sogar größer“, sagte Airport-Chefin Arina Freitag am Mittwoch in Stuttgart. Konkret will der Landesflughafen wieder mehr innereuropäische Verbindungen anbieten. Dabei liege der Fokus vor allem auf Osteuropa und Italien. Auch nordafrikanische Zielflughäfen seien im Gespräch.

 

Zuvor hatte der britische Billigflieger Easyjet mitgeteilt, ab dem 5. Januar neue innerdeutsche Strecken anzubieten. Von Berlin-Tegel soll es dann wöchentlich 250 Flüge nach Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und München geben. Das Angebot ist noch vorbehaltlich der kartellrechtlichen EU-Genehmigung zur Übernahme von bis zu 25 Air-Berlin-Jets. Sollte die EU-Kommission grünes Licht geben, könnten täglich insgesamt 20 Eurowings- und Easyjet-Maschinen ab Stuttgart starten. Geschäftsführer Walter Schoefer warb für eine schnelle Entscheidung: „Das gibt allen Akteuren mehr Sicherheit.“

Flughafen-Geschäftsführer beklagen Informationspolitik der Deutschen Bahn

Großes Streitthema bleibt dagegen das Bahnprojekt Stuttgart 21. „Unser Beitrag ist ganz klar begrenzt“, sagte Freitag und bekräftigte, sich nicht an weiteren Mehrkostendiskussionen beteiligen zu wollen. Man habe einen klar ausgehandelten Vertrag mit bezifferten Leistungen abgeschlossen und dieses Jahr mehr als 71 Millionen Euro bezahlt. Insgesamt sieht die Finanzierungsvereinbarung vor, dass der Flughafen 339,4 Millionen Euro an die Bahn zahlen muss.

Zuvor war bekanntgeworden, dass die Deutsche Bahn bei Stuttgart 21 eine Erhöhung des Kostenrahmens von 6,5 Milliarden auf 7,6 Milliarden Euro erwartet. Der Landesflughafen gehört wie das Land Baden-Württemberg, der Verband Region Stuttgart und die Stadt Stuttgart zu den Projektpartnern von Stuttgart 21.

Die Flughafen-Geschäftsführer beklagten zudem die Informationspolitik der Deutschen Bahn. Die meisten Informationen habe man den Zeitungen entnommen, eine sachlich fundierte Bewertung könne der Flughafen noch nicht abgeben. „Es gibt bislang keine klare Nennung der Probleme seitens des Projektträgers“, beklagte Schoefer. Die Bahn will am 18. Dezember die Partner informieren. „Wir werden auch hingehen und klarstellen, dass das Bauvorhaben nur im Einverständnis aller Akteure geändert werden darf“, sagte Schoefer.