Seit 1912 gibt es den Obst- und Gartenbauverein. Am Anfang stand die Nahrungserzeugung im Vordergrund, heute geht es vor allem um den Schutz von Natur und Umwelt.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Hedelfingen - Wer noch vor einigen Jahrzehnten einen frischen Apfel essen wollte, musste diesen schon im eigenen Garten anpflanzen. Aus diesem Grund ist der Obst- und Gartenbauverein Hedelfingen entstanden. Der Obstanbau als Nahrungserzeugung war das erklärte Ziel des Vereins im Jahr 1912. Inzwischen gibt es Äpfel und Birnen in jedem Supermarkt zu kaufen. Damit wäre der Verein inzwischen eigentlich überholt. Dennoch feiert er in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen.

 

Heute steht etwas anderes im Mittelpunkt des Vereinsinteresses: Der Schutz von Natur und Umwelt. Zwar hat der Verein damit direkt nichts zu tun, doch die Vereinsmitglieder legen Wert darauf, ihr Wissen über korrekten Anbau an andere weiterzuvermitteln. Das sind in erster Linie Hobbygärtner. „Unser Ziel ist es, grobe Fehler zu Lasten der Umwelt zu vermeiden“, erklärt Eberhard Jung, der seit 1996 Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Hedelfingen ist.

Die Nachfrage nach den Kursen ist gut

Im Vergleich mit anderen Städten liege die Landeshauptstadt, was Bewohner mit Garten angeht, weit vorne. Einige davon sammeln sich im Ortsverein in Hedelfingen. „Die meisten unserer Mitglieder kommen aus dem Stadtteil“, sagt Jung, dessen Vater einst auch schon Vorsitzender im Verein gewesen ist.

Wie wird eine Streuobstwiese richtig angelegt und wie werden Pflanzen korrekt geschnitten? Das sind Themen, mit denen sich der Verein beschäftigt. Mehrmals im Jahr geben die Vereinsmitglieder auch Schnittkurse für Gartenfreunde. Diese macht Jung oft selbst, schließlich hat er eine eigene Gärtnerei und ist vom Fach.

„Die meisten anderen Vereinsmitglieder machen beruflich was anderes“, erklärt Jung. Die Nachfrage nach den Kursen sei gut, nehme sogar etwas zu. „Vor allem Hobbygärtner nutzen diese Kurse“, so Jung. Schließlich sei der Verein heute die offizielle Vertretung von Menschen, die in ihrer Freizeit gerne gärtnern. „Wir sind kein Berufsverband“, stellt Jung klar.

„Früher war das definitiv Männersache“

Hobbygärtner seien auch keine aussterbende Gattung, schon gar nicht bei Menschen ab 40 Jahren aufwärts. „Die Liebe zur Gartenarbeit entsteht meistens später“, sagt Jung. Dafür gebe es einen einfachen Grund: „Gartenweisheit entsteht erst im Alter.“ Deshalb sind die Mitglieder selten jünger als 40, aber wenn sie einmal eingetreten sind, dann bleiben sie auch. Das älteste Mitglied des OGV Hedelfingen derzeit ist 98 Jahre.

Heute entwickeln im Vergleich zu früher immer mehr Frauen Leidenschaft für die Gartenarbeit. „Früher war das definitiv Männersache“, sagt Kurt Bücheler, der früher ebenfalls Vorsitzender war und heute Ehrenmitglied des Vereins ist. Der Rosenschnitt finde eher weibliche Anhänger.

Der Verein verfügt in Hedelfingen sogar über einen Vereinsgarten. 1998 wurde er dafür mit einem Umweltpreis der Landeshauptstadt Stuttgart ausgezeichnet. Kurt Bücheler pflegt den Garten – und das, obwohl er weit über das Rentenalter hinaus ist. „Gartenarbeit hält jung und frisch“, ist seine Devise. Im Vereinsgarten können sich Besucher auch Anregungen für ihr eigenes „Stückle“ holen, so Bücheler.

Doch nicht nur Pflanzen stehen beim OGV Hedelfingen, der einer von 25 Obst- und Gartenbauvereinen im Kreisverband Stuttgart ist, auf der Tagesordnung. „Kunst und Kultur kommen bei uns auch nicht zu kurz“, betont Jung. Regelmäßig gibt es Ausflüge wie in die Staatsgalerie. Da gibt es zwar nur gemalte Blumen, die Nachfrage sei aber dennoch immer groß.

Obst- und Gartenbauverein Hedelfingen

Anschrift
: Heimgartenstraße 31, 70329 Stuttgart Telefon
: 42 13 24 Mail:
baumschule-jung@t-online.de
Vorsitzender:
Eberhard Jung Gründungsjahr
: 1912 Mitgliederzahl
: 135