Der VW-Käfer war das erste Auto für alle. Nun wird sein Nachfahre Beetle eingestellt. Unsere Leserinnen und Leser erinnern im Stuttgart-Album mit tollen Fotos an ihre erste Liebe auf vier Rädern. Ade, Kugelporsche! Die Legende lebt.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Kein Auto bleibt ewig fahrbereit – doch es gibt rollende Gefährten, an denen lange nach Verschrottung unser Herz noch hängt. Der Käfer von Volkswagen diente nicht einfach nur der Fortbewegung. Er ist das Symbol des deutschen Wirtschaftswunders, ein Ausdruck des Lebensstils, steht für Hippies wie für Hollywood-Hits.

 

Das Kultauto entstammt aus einem dunklen Kapitel der Geschichte: Hitler wollte ein massentaugliches Fahrzeug. 1934 bekam Ingenieur Ferdinand Porsche den Auftrag dafür. Der Käfer entwickelte sich zum meistverkauften Auto der Deutschen. In seiner Heimat wurde die Produktion 1978 eingestellt, aber krabbelte weiter in den Fertigungshallen von Brasilien oder Mexiko. Der Nachfolger des legendären Kugelporsche, der Beetle, soll im Juli 2019 zum letzten Mal vom Band rollen. Die Ankündigung des Endes sorgt bei unseren Leserinnen und Leser für schöne Erinnerungen. Nicht selten blieb das Traumauto stehen. Selbst Ausfälle werden heute mit Wehmut geschildert.

Mit dem Käfer kamen 1966 „die Freundinnen von selbst“

Armin Berker hat als Führerscheinneuling seinen ersten Käfer 1300, Baujahr 1970, im Jahr 1983 für 1350 D-Mark auf dem Automarkt in Wangen erstanden. Auf seiner Urlaubsfahrt an den Starnberger See, so schreibt er, wollte sein Gefährt „wegen Überlastung“ nicht mehr. Mit „gutem Zureden und ein paar Handgriffen am Vergaser“ gelang ihm die Weiterfahrt. „Sehr traurig“ war Berker, als er ihn 1986 zur Autoverwertung in Hedelfingen bringen musste.

Als sich Klaus Maier einen Käfer leisten konnte, „kamen die Freundinnen von selbst“. 1966 hat er sich ein Exemplar vom Baujahr 1956 mit 90 000 Kilometern und 36 PS für 800 D-Mark gekauft. Sein einziger Ausfall in vier Jahren: Auf der Kreuzung am Neckartor blieb sein Käfer stehen. Ein anderer Käfer-Fahrer hielt an und konnte helfen.

Frontscheibe des Käfers ist bei der Fahrt fast zugefroren

Von 1977 bis 1980 fuhr Jürgen Maier fünf Käfer. Auf einer Reise nach San Remo mit Kumpeln krachte es bei einem Auffahrunfall. „Mit einem Heftpflaster haben wir den Scheinwerfer festgeklebt“, schreibt er, „die Zöllner haben komisch geschaut, ließen uns aber weiterfahren.“ Peter Fischer erinnert daran, dass der Käfer, den er Anfang 1962 erwarb, „noch einen mechanischen Winker zur Richtungsangabe“ besaß. Die gesetzliche Umrüstung mit einen Blinker auf den Kotflügeln erfolgte erst Mitte 1962.

Rolf Nagel schildert seine Erlebnisse aus den 1970ern: „Da mein Vater ein Meister im Packen war, hat er den Käfer ordentlich geladen. Seine Kollegen schlossen Wetten ab, wie weit er kommen würde. Hinter München begann die Dachlast nach hinten zu rutschen, weshalb mein Vater den Dachträger mit einem Seil an der vorderen Stoßstange befestigte. An der österreichischen Grenze wurden meine Eltern nach ihren Übersiedelungspapieren gefragt, da die Zöllner von einer Auswanderung ausgingen.“ Michael Rauser hat nicht vergessen, wie es vor Weihnachten in den 1970ern so kalt war, dass die Frontscheibe seines Käfers bei voller Fahrt fast zugefroren ist. Es gibt Dinge, die man nur mit einem Käfer erlebt. Eine Ära endet – Legenden werden danach umso größer.