Manchmal scheint man sich in der eigenen Stadt nicht auszukennen, musste man jüngst beim Stuttgarter „Tatort“ staunen. Oder liegt es daran, dass der in Baden-Baden und Karlsruhe gedreht wird? Manchmal aber ist auch Stuttgart drin wo Stuttgart draufsteht. Bei der Soko zum Beispiel.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Manchmal scheint man sich in der eigenen Stadt nicht mehr auszukennen, musste man jüngst wieder beim Stuttgarter „Tatort“ staunen. Oder liegt es daran, dass der überwiegend in Baden-Baden und Karlsruhe gedreht wird? Manchmal aber ist, wo Stuttgart draufsteht, auch Stuttgart drin. Wie bei der „Soko Stuttgart“, für die derzeit die Folgen der fünften Staffel gedreht werden.

 

Zwar lassen sich auf den 1600 Quadratmetern im Römerkastell eine Menge Szenen stellen, aber natürlich müssen die Kommissare auch mal raus – und rein in so eine Villa wie die in Uhlbach, in der diese Woche gedreht wurde. Im Gegensatz zu München lasse man bei uns Filmleute nicht so gern ins Haus, sagt der Produktionsleiter Rolf Steinacker. „Typisch Stuttgart“, sagt Astrid M. Fünderich angesichts der stylishen Hütte. Wegen ihrer Dauerrolle als Kriminalhauptkommissarin ist sie einst aus dem Rheinland hierhergezogen beziehungsweise auch aus Kostengründen in ein Haus im Strohgäu, wo sie sich mit Mann und Sohn, der heuer eingeschult wird, sehr wohlfühle. Ihr jüngerer Kollege Peter Ketnath hingegen hat sich mitten in Stuttgart-Mitte gut eingerichtet.

„Erotisches Frühstück“

Und Katy Karrenbauer? Die ist die Uhlbacherin in der „Soko“-Folge 105 und freut sich laut Script auf ein „erotisches Frühstück“ (Negligé! Austern!) mit ihrem Gatten, aber der ist tot. Im wirklichen Leben scheint sie wieder ganz gut im Geschäft zu sein seit ihrem RTL-Survivaltraining in „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ – aus der Privatinsolvenz, könnte man ergänzen. Gleich danach holte sie Helmut Dietl für „Zettl“, stolz ist sie auch auf ihren Kurzauftritt in Tom TykwersCloud Atlas“, denn: „Wann hat man schon die Gelegenheit, einen Hollywoodstar zu verprügeln“, sagt sie während der Privataudienz, die ungefähr zehn Minuten und drei Zigaretten dauert. Generell gehe es bei ihrer Arbeit immer „um den Erhalt eines Dachs überm Kopf“ und dabei gleichzeitig „morgens noch in den Spiegel schauen zu können“. Wie den ganzen Sommer über auf den Karl-May-Festspielen in Elspe.

Doch bleiben wir in Stuttgart, wo nicht nur viel „Soko“ gedreht wird, derzeit vom Stuttgarter Regisseur Gero Weinreuter. Nun entsteht sogar ein Stuttgart-Film, wenn auch für ein ganz anderes und viel kleineres Publikum als das der ZDF-Vorabendserie mit ihren im Schnitt vier Millionen Zuschauern. „Ohne Dich“, so der Titel des Films, der dann auch in der SWR-Reihe „Debüt im Dritten“ ausgestrahlt wird, ist Arthaus, heißt: 100 000 Leute im Kino wäre schon ein Erfolg. Der debütierende Regisseur ist Alexandre Powelz, der nach seinem Literaturstudium mit der Methode „Learning by Doing“ zum Film kam. Er lebt in der Hauptstadt wie auch ein Großteil des Teams, aber weil man „nicht den 15. Berlin-Film machen“ wollte, habe man die Handlung nach Stuttgart gelegt.

Eine Rolle in dem Reigen hat Powelz für Katja Riemann geschrieben – die dann tatsächlich zugesagt hat ebenso wie Charly Hübner. Im Mittelpunkt steht auch die junge Helen Woigk, zuletzt zu sehen mit Wotan Wilke Möhring in „Das Leben ist nichts für Feiglinge“. Stuttgart im Film wohl auch nicht, wie erste Eindrücke vom Dreh auf der Eisenbahnbrücke am Nordbahnhof und in den ausrangierten Künstlerwaggons zeigen. Helen Woigk jedenfalls gefällt’s: „Stuttgart hat was . . . von San Francisco.“ Dies zum Trost, wenn sich heute nach dem Pokalfinale nicht skandieren lässt: „Stuttgart ist viel schöner als Berlin.“ Oder besser als München. Alles Weitere werden wir sehen – nächstes Jahr im Kino.