Der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec möchte auf den Spuren des Ruhrgebiets wandeln und die Region Stuttgart im Jahr 2025 zur europäischen Kulturhauptstadt machen. Fritz Kuhn ist davon überhaupt nicht begeistert.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Der Vorsitzende der Kulturregion Stuttgart, Ludwigsburgs Oberbürgermeister Werner Spec, forciert eine Bewerbung von Stadt und Region Stuttgart um den Titel der „Kulturhauptstadt Europas 2025“. Ein solches Projekt sei „zwar ungeheuer ambitioniert, aber es bietet der Landeshauptstadt und ihrer Region die Chance für einen ganz großen Wurf“, sagt Spec auf Anfrage der Stuttgarter Zeitung. Seiner Ansicht nach verfügen Stuttgart und die Region bereits jetzt „über eine kulturelle Struktur von internationalem Rang, die für einen Feuerzauber von Veranstaltungen weiter ausgebaut werden könnte“. Doch erschöpfe sich ein solches Projekt nicht in Konzerten und Aufführungen, die nach einem Jahr verpufft seien: „Mit dem Titel der Kulturhauptstadt Europas im Gepäck haben wir auch die Möglichkeit, nachhaltige Konzepte zur Mobilität, Energiewende und zur Generalfrage, wie wir künftig leben wollen, zu entwickeln.“

 

Er selbst sei bereit, „eine treibende Kraft dieser Entwicklung zu sein“, sagt Spec. Gleichzeitig hoffe er auf möglichst viele Mitstreiter, die sich rasch mit dem Thema beschäftigen sollten. „Wenn wir mit einer wirklich aussichtsreichen Bewerbung ins Rennen gehen wollen, müssen wir das 2015 auf den Weg bringen“, bekräftigt Spec, „sonst fährt der Zug ohne uns ab.“

OB Fritz Kuhn reagiert äußerst verhalten

Das könnte in der Tat passieren. Denn ausgerechnet im Stuttgarter Rathaus, das den Antrag bei der Europäischen Union stellen müsste, teilen nur wenige den Enthusiasmus des Ludwigsburger Oberbürgermeisters. Vor allem Spec’ Amtsbruder Fritz Kuhn (Grüne) reagiert äußerst verhalten auf den Vorstoß aus der Nachbarschaft. Über seinen Sprecher lässt er lediglich ausrichten, dass sich die Landeshauptstadt „im ersten Quartal 2015 entscheiden wird, ob sie eine Bewerbung will oder nicht“. Danach, so der Sprecher, „gehen wir auf die Region zu“. Ende der Durchsage.

Auf den Fluren aber ist zu hören, dass sich der Stuttgarter Rathauschef massiv über den Vorschlag aus Ludwigsburg ärgere. Da wedle der Schwanz mit dem Hund, heißt es, und sei ja immer noch Sache der Landeshauptstadt zu bestimmen, was auf ihrer Markung und in ihrem Namen geschehe. Süffisant erinnert mancher zudem an die Bewerbung Stuttgarts für die Olympischen Spiele 2012, als der damalige OB Wolfgang Schuster mit Gipsarm aufgetreten, Ministerpräsident Erwin Teufel im leeren Stadion gefilmt und Schloss Neuschwanstein als besondere Sehenswürdigkeit Stuttgarts gepriesen worden war.

Spec will die Olympia-Bewerbung vergessen machen

„Dieses Desaster darf nicht weiter wie Mehltau über allen Ideen liegen, die uns nach vorne bringen können“, kontert dagegen Werner Spec und bekommt Rückenwind von der CDU-Regionalfraktion, der er als Parteiloser bis zum Ende der abgelaufenen Legislaturperiode angehörte. In einem inzwischen positiv beschiedenen Antrag hat die Union bereits im Oktober vorgeschlagen, dass der Regionalverband „mit der Stadt Stuttgart und der Kultur-Region Stuttgart Gespräche bezüglich einer Bewerbung um den Titel Europäische Kulturhauptstadt 2025“ aufnehmen möge. Die Begründung klingt, als sei sie aus Spec’ Feder geflossen: Ein solcher Titel sei „eine einzigartige Chance, die kulturellen Potenziale der Stadt Stuttgart und der Region voll zur Entfaltung zu bringen“; gemeinsam könne man die „kulturellen Stärken präsentieren sowie neue Kräfte wecken und sich als Standort mit hoher Lebensqualität“ darstellen.