Sie werden schmerzlich vermisst von den Hoteliers: Den Chinesen fehlte das Geld, die Araber ließen sich lieber zu Hause operieren. Und dennoch stiegen 2019 in Stuttgart und der Region die Zahl der Touristen.

Stuttgart - Die Aussichten sind trübe. Besucher aus Asien hält das Coronavirus vom Reisen ab. Und das Schwächeln der Wirtschaft könnte sich auf die gerade für Stuttgart so wichtigen Geschäftsreisenden auswirken. Aber vielleicht ist das auch nur Schwarzmalerei; schließlich kamen auch 2019 trotz aller Probleme mehr Touristen denn je nach Stuttgart. Ein Überblick.

 

Wie viele Gäste kamen?

Die Statistiker verzeichneten in Stuttgart so viele Besucher wie noch nie. 2 180 338 Gäste buchten 4 086 683 Übernachtungen. Das waren gut 120 000 Menschen und 175 000 Übernachtungen mehr als 2018. In die Statistik floßen 171 Betriebe mit 22 122 Betten oder – wie im Falle des Campingplatzes – Stellplätzen ein. Das war ein Plus von 628.

Was kamen für Menschen?

Das Gros der Übernachtungen entfiel auf deutsche Gäste, knapp 2,8 Millionen, ein Plus von 4,8 Prozent. Die 1,3 Millionen Übernachtungen der ausländischen Gäste bedeuteten einen Zuwachs von 3,8 Prozent. Mit 70 Prozent war der Anteil der Geschäftsreisen immer noch hoch, aber der Anteil der Freizeitreisen steigt. Nicht so schnell, wie dies sich Tourismus-Chef Armin Dellnitz wünschen würde, aber doch stetig

Aus welchen Ländern kamen sie?

Die größte Gästegruppe waren nach wie vor die US-Amerikaner. Sie buchten 185 354 Übernachtungen, plus 13,6 Prozent. Danach folgten die Schweizer mit 151 740 Übernachtungen (plus 4,8 Prozent), und die Italiener mit 82 913 Übernachtungen (plus 29,1 Prozent). Auch die Zahl der türkischen und polnischen Gäste ist stark gestiegen. Dafür buchten Chinesen und Briten mit 65 000 Übernachtungen acht Prozent weniger als 2018. Bei beiden Gruppen sei die schlechtere Konjunktur in den Heimatländern verantwortlich, vermutet Dellnitz. Ansonsten machte sich bemerkbar, dass hiesige Kliniken nicht mehr gezielt in den Golfstaaten um Patienten warben, da sank die Zahl der Übernachtungen um 15,1 Prozent auf 21 383.

Wie lief es in der Region?

In den Kreisen Esslingen, Rems-Murr, Böblingen, Ludwigsburg und der Stadt Stuttgart verzeichnete man zusammen 9,3 Millionen Übernachtungen, ein Zuwachs von 1,9 Prozent. In den Landkreisen legte Göppingen um 2,9 Prozent auf 607 016 Übernachtungen zu. Im Rems-Murr-Kreis waren es 734 295 Übernachtungen, ein Zuwachs von 2,3 Prozent. In Böblingen stieg die Zahl auf 1 186 388 Übernachtungen, plus 1,9 Prozent. In Ludwigsburg sank die Zahl auf 1 069 602 Übernachtungen (minus 2 Prozent), und in Esslingen auf 1 587 395 (minus 2,1 Prozent).

Was geben die Touristen aus?

Dazu gibt es eine Analyse von 2016. Demnach erzielte der Tourismus für die Region einen Umsatz von 5,1 Milliarden Euro im Jahr. Auf Stuttgart entfielen 2,7 Millionen Euro. Dazu trugen auch Tagesgäste bei. 52 Millionen Tagesgäste gab es in Stuttgart, 100 Millionen in der Region. Im Schnitt gaben Tagesgäste 35 Euro aus, die Übernachtungsgäste 200 Euro.

Was wünschen sich die Touristiker?

Messen, Volksfest, Ausstellungen, aber auch die Jazz Open, Tourismus profitiert von „Impulsgebern“, wie Armin Dellnitz das nennt. Er wünscht sich, dass „Stadt und Region touristischer denken, auch mit dem Blick des Gastes auf Projekte und Pläne schauen“. Etwa für ein „jetzt schon dringend benötigtes neues Kongresszentrum“, ein Konzerthaus oder ein Haus der Kulturen. Bei aller schwäbischen Bescheidenheit fragt er sich: „Wenn wir uns in dieser wohlhabenden Region nichts Großes und Aufsehenerregendes zutrauen, wo denn dann?“