Der zweite Stuttgarter Feinstaubalarm hat zumindest am Samstag keine nennenswerte Wirkung gezeigt. Bei schönem Wetter kamen viele Besucher mit dem Auto in die Stadt.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Wegen des guten Wetters und des VfB-Heimspiels war am Samstag trotz Feinstaubalarms reger Betrieb auf Stuttgarts Straßen. Am Freitag, dem ersten Alarmtag, war der Wert mit 57 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft erneut über den zulässigen Grenzwert von 50 Mikrogramm geklettert. Am Samstag registrierte die Meßanlage am Neckartor dann noch 54 Mikrogramm.

 

Bereits am Samstagnachmittag hatte die Stadt das Ende des zweiten Feinstaubalarms für Sonntag, 24 Uhr, festgesetzt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte nur noch bis dahin eine austauscharme Inversionswetterlage vorhergesagt, bei der die Feinstaubwerte steigen.

Das Wilhelma-Parkhaus war schon früh voll

Der strahlende Sonnenschein hat am Samstag viele Menschen auch von weiter her in die Landeshauptstadt gelockt. Mit der Trias „einkaufen, schlendern, Wilhelma“ beschrieb Sven Matis, der Sprecher der Stadt, die Gründe dafür. Dazu kam am späteren Nachmittag das Heimspiel des VfB gegen Hannover im Daimlerstadion. Während die Verkehrsleitzentrale (IVLZ) am Freitagmorgen noch „gefühlt etwas weniger Verkehr“ meldete, konnte man das fürs Wochenende nicht sagen.

„Unser Parkhaus war schon am Vormittag vor 12 Uhr voll“, sagte Isabel Koch, die diensthabende Zoologin, über den guten Besuch der Wilhelma am Samstag. Sonst sei der Samstag nicht unbedingt ein guter Tag für den Tiergarten, an dem das 800 Plätze fassende Parkhaus mitunter gar nicht oder erst spät voll wird. „Das Wetter ist entscheidend“, erklärt Isabel Koch. Am Samstag verzeichnete man bei bestem „Wilhelma-Wetter“ etwa 3500 Besucher. Auch am Sonntag war das Parkhaus der Wilhelma gegen 12 Uhr wieder voll.

Mehr Park-and-Ride-Plätze belegt

Am frühen Samstagnachmittag meldete die Verkehrsleitzentrale erste Staus: einen Kilometer auf der B 27 in Höhe des Zuffenhausener Bahnhofes, enger ging es da auch schon auf der B 10 von Esslingen her zu, was zum Teil bereits auf die ersten in Stuttgart ankommenden VfB-Fans von außerhalb schließen ließ.

Ein Effekt könnte aber auf den Feinstaubalarm zurückzuführen sein: Das Park-an-Ride-Parkhaus an der Degerlocher Albstraße war schon am frühen Nachmittag belegt. „Viele Autofahrer von Tübingen und Reutlingen her sind dort offenbar auf den öffentlichen Nahverkehr umgestiegen“, sagte Stadtsprecher Sven Matis. Eine „substanzielle Auswertung“ der Auswirkungen des zweiten Feinstaubalarms werde man aber erst Mitte März vorlegen können.

Im Milaneo brummt das Geschäft

Das Parkhaus des Shoppingcenters Milaneo im Europaviertel war am Samstag auch früh belegt. „Die 1200 Plätze waren voll, wie an einem gewöhnlichen Samstag“, sagte Anke Meisenbacher vom Parkhausbetreiber Hüfner aus Vaihingen. Vielleicht sogar etwas mehr. Gleiches galt für die 470 Plätze fassende Züblin-Parkhaus. Als Gründe dafür nannte Meisenbacher das schöne Wetter, das beginnende Ostergeschäft und den Monatswechsel.

Eine kleine Umfrage zeigte: die meisten Autofahrer, die vielfach von weit außerhalb ins Einkaufszentrum Milaneo kommen, hatten vom Feinstaubalarm in Stuttgart gehört, wollte deshalb aber nicht auf Busse und Bahnen umsteigen. „Die Bahntickets sind zu teuer“, erklärte ein 21-Jähriger aus Ulm, der mit vier Kumpels unterwegs war. „Und mit der Bahn ist es auch zu stressig.“ Einem Paar aus Erligheim im Kreis Ludwigsburg hatte ihren Ausflug nach Stuttgart schon lange geplant. Der 47-Jährige und seine 40 Jahre alte Frau wollten diesen deshalb nicht verschieben, der Umstieg auf den öffentlichen Verkehr wäre für sie sehr „umständlich“ gewesen. Ein 57-Jähriger aus Memmingen, den seine Frau „einmal im Jahr hierher entführt“, hatte erst auf einem Transparent bei der Abfahrt von der Autobahn von dem Feinstaubalarm erfahren. Aber auch wenn er das früher gewusst hätte: „Wenn ich einmal im Jahr hierher komme, lass’ ich mich von so was nicht abhalten.“ Drei junge Frauen aus Konstanz im Alter von 25 und 30 Jahren wären durchaus auf den Zug umgestiegen, aber sie haben den Alarm erst in Stuttgart selbst registriert. Anders als vier junge Frauen aus Bad Cannstatt beziehungsweise aus Esslingen. „Vielleicht nehmen wir nächstes Mal die Bahn“, sagte eine 18-Jährige lächelnd. „Gehört hat man das zwar, aber man zieht eben keine Konsequenzen daraus.“